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Archiv-Artikel

Asien im Überseemuseum

Im Februar 2006 eröffnet das Überseemuseum eine neue Abteilung. „Asien – Kontinent der Gegensätze“ soll neben der Tradition vor allem die Gegenwart zeigen: Bollywood und Mega-City nach Nô-Theater und Seidenstraße

Von grä

Bremen taz ■ Es ist erst eine Baustelle. Unter der Decke sieht man rohe Holzbretter und die hohen Säulen sind auch noch nicht alle gestrichen. Über der mongolischen Jurte liegt eine Folie und das japanische Teehaus verschwindet hinter einem Gerüst. Aber ab Februar nächsten Jahres soll hier Asien zu sehen sein. In Bremen. Im Überseemuseum. Und nicht nur das der Vergangenheit, das Pittoreske, das Asien, das man hinter dem japanischen Teehaus und der großen Konfuzius-Statue vermutet. Neben der Seidenstraße stehen die Megacities und neben dem alten Nô-Theater Bollywood.

„Es soll keine historische Ausstellung sein, sondern eine mit dezidiertem Gegenwartsbezug“, sagt Direktorin Wiebke Ahrndt mit Nachdruck. Zwei Jahre lang hat eine Projektgruppe aus Biologen, Ethnologen, Historikern und Museumspädagogen ein Konzept zur Neugestaltung der Dauerausstellung erarbeitet. Weitgehend durch Eigenmittel und Sponsoren wie die Zeit-Stiftung finanziert, will das Museum künftig auf einer Fläche von rund 1.900 m[2]Asien in sechs Themenabschnitten als „Kontinent der Gegensätze“ vorstellen.

Die beginnen mit der religiösen Vielfalt. Im Nebeneinander von islamischer Gebetsecke, Burma-Tempel und Shintoschrein soll es vor allem um religiöse Alltagspraktiken gehen – denn Anschaulichkeit und der Bezug zur Alltagswirklichkeit sind ausdrücklich Schwerpunkte des neuen Konzepts. So sollen die Besucher in dem sich anschließenden Teil der „Seidenstraßen“ selbst die unterschiedlichen Seidenqualitäten befühlen und sich virtuell in einem Seidenkostüm betrachten können. Zugleich geht es aber auch um die gegenwärtige Wirtschaft, um die Überland-Pipelines, die entlang der alten Seidenstraßen verlaufen, um die Aktivitäten von Siemens aber auch die des alten Bremer Handelshauses Melcher in Asien – sowie die Investitionen Chinas in eine deutsche Motorenfabrik.

Besonders ambitioniert ist sicherlich die Abteilung, die versucht, die Herausforderung aber auch die Faszination der Megacities anhand Shanghais erfahrbar zu machen. Die Besucher sollen die Ver- und Entsorgung Shanghais und Bremens in Computersimulationen regeln können und in einer Filmdokumentation das Schicksal eines illegalen Wanderarbeiters erfahrbar machen. Mit einer Theater- und Filmstation wird die kulturelle Vielfalt – und im Puppen- und Schattentheater der ost- und südostasiatische Schwerpunkt des Museums – vorgeführt, die letzten Stationen führen zu Natur und Landwirtschaft. Im Lichthof schließlich geht es um „Ruhe und Bewegung“, wenn sich neben dem klassischen Japanischen Garten eine alte Sänfte, Rikschas, ein traditioneller Trauerzug und der erste nach Deutschland importierte Toyota finden. grä