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Giftige Medienknolle

Kartoffel wird als besonders toxisch prämiert

Normalerweise heimsen gerichtsnotorische Irre wie die psychotrope Tollkirsche oder altbekannte Giftmörderinnen wie das tückische Maiglöckchen den in kriminellen Flora-Kreisen hochbegehrten Titel „Giftpflanze des Jahres“ ein, der vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek nach sicherlich aufreibender Degustation verliehen wird. In diesem Jahr setzte sich jedoch ein prinzipiell bekömmlicher Außenseiter an die Spitze der toxischen Liste. Zur Giftpflanze des Jahres wurde die gute alte Kartoffel gekürt, verkündete epd gestern. Dabei sind nur die giftgrün verfärbten Stellen der mehligen Knolle ungenießbar, da sich dort das Gift Solanin konzen­triert, das zu „Übelkeit und Erbrechen“ sowie zu „Krämpfen und Lähmungen“ führt. Diese üblen Folgen ruft freilich auch der Genuss typisch deutscher Kartoffelgerichte hervor, etwa des Teutonen-Gratins mit dem zerschmolzenen Kilo-Block Gouda obenauf oder des mayonnaisegefluteten Erdapfels im Plastikeimer, der wider alle Ökotrophologik als „Salat“ gehandelt wird. Ihre giftigste Wirkung entfaltet die Kartoffel allerdings im medialen Diskurs. Dort ruft die Knolle nach Konsum hysterische Leitartikel und alberne Protestnoten hervor – die Ethnobiologie spricht vom Ataman-Syndrom oder der Kaczyński-Krankheit.

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