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KaltesklaresWasser

Foto: Bernd Ducke/ Your Photo Today

Wie ein sauber geputztes riesiges Fenster aus Glas, die Oberfläche des 50-Meter-Beckens. Nur ein einzelnes Blatt schwimmt darauf. Also doch Wasser. ­Sauber und frisch am frühen Morgen. Still ruht der Pool, nur an den ­Rändern ein Gurgeln, zärtliches Schmatzen, niemand hier. Ein ­Geruch nach Chlor, klar, und dem Sonnenöl von gestern.

Erst die Füße hinein, kaltes klares Wasser, und die Unterschenkel hinterher. Hineingleiten und umfangen sein von kalt überwältigendem Nass – sich dann rasch abstoßen und den ersten Schwimmzug machen. Die Arme greifen weit aus, bevor sie zum Rumpf zurückkehren. Es geht nach vorne, schnell. Das Wasser gibt nach, ist weich, kein Widerstand. Fliegen soll schöner sein?

Wasser anschieben, Wellen machen. Alles wallt, selbst gemacht. Der Kopf kurz aus dem Wasser, zwischen zwei Zügen, eine Amsel ­flötet, Wasser rauscht. Noch einmal den Kopf aus dem Wasser, ein Auto hupt, Wasser klatscht, Blasen blubbern. Am Kiosk geht der ­Rollladen hoch, der Bademeister raucht an der Mauer. Da kommen zwei mit Schwimmsachen in der Hand, noch sind sie weit weg.

Kaltes klares Wasser, ganz für mich allein.

Martin Reichert

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