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Ist ein neues Ozonloch entdeckt worden?
Der Physiker Qing-Bin Lu von der Universität Waterloo in Kanada will ein Ozonloch über den Tropen gefunden haben. Es existiere bereits seit den 1980er-Jahren, sei aber bisher unentdeckt geblieben, schrieb Lu im Fachmagazin „AIP Advances“. Das Ozonloch sei sieben Mal größer als jenes über der Antarktis und betreffe etwa die Hälfte der Weltbevölkerung, die daher höherer UV-Strahlung ausgesetzt sei als bislang angenommen.
Richtig ist:
Der Ozongehalt in der Atmosphäre ist über den Tropen niedriger als in anderen Breiten. Absolute Veränderungen des Ozongehalts seien relativ betrachtet also ziemlich groß, erklärt Christian Plaß-Dülmer. Der Atmosphärenphysiker leitet das Meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Lus Forschungsergebnisse sieht er kritisch. „In der Fachwelt werden die Methoden und Ergebnisse angezweifelt“, sagt Plaß-Dülmer. Methodisch bezieht die Studie sich auf die relativen Veränderungen des Ozongehalts zu den Werten der 1960er-Jahre. Das sei ein schwacher Bezugspunkt, denn die Datenlage sei dünn und sehr wahrscheinlich auch fehlerhaft, erklärt der DWD-Experte. Bei vielen damals eingesetzten Sonden zur Ozonmessung seien inzwischen etliche Fehler bekannt. Qing-Bin Lu habe zudem schon häufiger versucht, seine These in Fachmagazinen unterzubringen, wo er jedoch immer wieder abgelehnt worden sei. Plaß-Dülmer kritisiert außerdem, „AIP Advances“ sei „kein atmosphärenchemisches Fachjournal“ mit vergleichsweise niedrigem Ranking. Auch viele andere Expert:innen zweifeln an der Existenz des Tropen-Ozonlochs. Jonas Wagner
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