: Worauf es in der Politik ankommt
Marek Dutschke wurde nicht „abgewählt“, sondern überhaupt gar nicht erst gewählt, und nicht etwa, weil die grünen Delegierten so verkalkt, aalglatt und angepasst wären, sondern weil sie sich „offenbar im Gegensatz zum Autor“ von netten Worten, grünen Wünschen und einem gut bekannten Namen nicht davon ablenken lassen, worauf es in der Politik ankommt.
Davon abgesehen, dass es keine „mitreißende Rede“ Mareks gab, konnte das „erste echte rhetorische Talent“ nicht schlüssig darlegen, was ihn denn nun gerade für die Arbeit als Bundestagsabgeordneten qualifiziere. Dabei ist es falsch, anzunehmen, dass die Grünen eine „graubärtige Zombiepartei“ wären, die keine jungen Leute oder QuereinsteigerInnen duldet. Niemand verlangt ernsthaft die Kassenwart-Tätigkeit im Kreisverband als Voraussetzung für den Bundestag. „Politische Erfahrung“ wird vielfältig und breit verstanden. Aber: Quereinsteiger sollten auch von irgendwoher einsteigen – das heißt, irgendwo irgendwas gemacht, sich in Debatten und Projekten geübt, ehrlich für etwas gestritten haben. Fromme grüne Wünsche formulieren, kann jedeR.
Wäre Joachim Lottmann auch nur annähernd so ausdauernd wie die grünen „Zombies“, hätte er vielleicht noch mitbekommen, dass Stefan Ziller, der zwei Jahre jünger ist als Marek, auf Platz 6 der Liste gewählt worden ist. Hier hätte er auch lernen können, was wirklich eine „mitreißende Rede“ ist. Junge Leute sind bei den Grünen in allen Gremien und auf allen Ebenen willkommen und erwünscht; dies ist auch ausdrücklich als Einladung zur kritischen Mitarbeit zu verstehen. Und wer auch nur einmal genau hinschaut (im Gegensatz zum Autor), sieht viele junge aktive Grüne.
SUSANN WORSCHECH, Berlin