: Riskante Nagerkränkung
Wie sollen die Affenpocken künftig heißen?
„WHO will Namen der Affenpocken ändern“, tönte es gestern aus Genf. Laut dpa hat die in der Schweizer Romandie ansässige Weltgesundheitsorganisation beschlossen, die äffische Bezeichnung des vielversprechendsten Neueinsteigers in die aktuellen Charts der angesagtesten Viruserkrankungen zu korrigieren. „Es gebe seit Langem Bestrebungen, Krankheiten nicht mehr nach Tieren oder Regionen zu benennen, um jeglicher Möglichkeit von Diskriminierung oder Stigmatisierung vorzubeugen“, zitiert die Meldung einen WHO-Sprecher. Ferner wurde das Virus zwar 1958 erstmals bei einem Affen nachgewiesen, fühlt sich nach neuesten Erkenntnissen aber „unter kleinen Nagetieren“ am wohlsten. Nun will aber niemand ernsthaft an „Biberbeulen“, „Chinchillaschorf“ oder „Karnickelpickeln“ erkranken, außerdem soll der empfindsame Kleinnager keinesfalls herabgewürdigt werden. Mit technizistischen Typenbezeichnungen wie „Omikron B.1.1.529“ mag sich der Endverbraucher aber auch nicht gern anstecken. Womöglich kann eine Abstimmung unter den Risikogruppen die Lösung bringen. Allerdings gewinnen bei solchen Plebisziten meist die albernsten Kandidaten. Und „Jucky McJuckface“ will doch auch niemand auf der eigenen Krankschreibung lesen, oder?
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