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Archiv-Artikel

NEUES AUS DER BAUKULTUR Hochhäuser: Vom zähen Leben falscher Bilder

CORD MACHENS Streifzüge durch Kölns urbane Zumutungen

Die Hochhausdebatte wurde vor zehn Jahren mit einer Zeichnung der Planungsämter eröffnet. Sie zeigte ein „Rudel“ filigraner Türme. Das kam an, aber es war Propaganda: Man kann in Deutz keine schlanken Hochhäuser bauen. Erstens ist wenigstens eine Domhöhe sakrosankt. Das sind 110 Meter, dort beginnen die Turmhelme. Zweitens brauchen Hochhäuser wenigstens 30 bis 40 Meter Seitenlänge, um rentabel zu sein. Das ergibt ein Verhältnis 1 zu 3 von Seite zu Höhe, beim World Trade Center war es 1 zu 7! Deutzer Hochhäuser also werden plump sein und eine massive Front bilden.

Der Wettbewerb Deutzer Bahnhof hat das gezeigt und der LVR-Turm zeigt es auch. Allein der pfiffige Grundriss aus drei Kreisbögen macht ihn erträglich. Die Fassade wird gleichsam gebrochen und die mittleren Kanten lassen ihn schlanker werden. Schon der nächste Turm wird die Bedenken der Unesco bestätigen. Sichtfeldgutachten, Puffer- und Sorgfaltszonen sind Ablenkungsmanöver, sie können das Dilemma aus maximaler Höhe und minimaler Grundfläche nicht lösen und sie werden die Unesco weiter verärgern.

Köln bietet eine unsortierte Skyline. Der Dom herrscht, aber er wird von zerstreuten halbhohen Gebäuden umringt. In ihnen gehen die Kirchen unter, weil schon die vernünftige Tellertheorie – vom Dom zu den Ringen langsam höher zu bauen – von Post, WDR und Gerling gestört wurde. Der zweite Plan, die Stadt im Umkreis der Inneren Kanalstraße gleichsam abzustecken, wurde ebenfalls zögerlich und schlecht verfolgt. Was bleibt, ist Neubesinnung.

Mit dem Stadthaus ist Deutz mittelhoch verdichtet worden. Diese Bauweise kann konjunkturell geminderte Ansprüche von Büro- und Hotelbauten befriedigen. Der Deutzer Bahnhof braucht keine Hochhäuser, zumal Bahn und Messe gerade ihre architektonischen Ambitionen verraten haben.

Die vorhandenen rechtsrheinischen Zeichen – Messeturm, LVR-Haus und Lufthansa – können als Ufer begleitende Hochhauskette gesehen werden. Die einzelnen Glieder einer Kette sind wichtig aber bescheiden, sie dienen bescheiden dem Ganzen. Wie also, wenn man diese Kette durch Hochhäuser am Mülheimer und Deutzer Hafen ergänzte. So würde das andere Ufer markiert, ohne dem Dom Konkurrenz zu machen, und die Not zur Tugend. Die taz köln schenkt diese kleine Vision ihrer Stadt – zum Abschied?