Die Geschäftsführer:innen-Analyse: Der lange Weg nach Morgen

Mit unseren taz-Produkten bewegen wir uns zielstrebig weiter auf dem Weg zur Unabhängigkeit vom täglichen Zeitungsdruck. Doch es bleibt anstrengend – für alle Beteiligten.

Foto: taz

Von ALINE LÜLLMANN

taz Info, 20.05.22 | Wir haben ja seit jeher eine enge Bindung zu unseren Le­se­r:in­nen und Ge­nos­s:in­nen. Das liegt wohl auch daran, dass viele unserer Mit­ar­bei­te­r:in­nen diesen Le­se­r:in­nen und Ge­nos­s:in­nen der taz kulturell gar nicht so unähnlich sind.

Das gilt nicht nur für Antworten zur politischen Sonntagsfrage und zum persönlichen Lebenswandel, sondern auch für das Mediennutzungsverhalten. So gibt es sowohl unter unseren Le­se­r:in­nen als auch bei den Mit­ar­bei­te­r:in­nen einige Pa­pier­liebhabende, also Personen, die ein Printvollabo beziehen und sich nicht beziehungsweise nicht so gern mit den digitalen Varianten unserer taz anfreunden mögen.

Aktuell sehen wir uns allerdings in der Position, dass wir in der taz-Geschäftsführung ausrechnen müssen, wie lange sich Druck und Zustellung der täglichen Ausgabe noch lohnen. Also nicht nur keine Erlöse bringen, sondern gar Verluste machen. Die stark steigenden Papier- und Energiepreise verstärken diese Entwicklung noch.

Schritt für Schritt zur Digitalisierung

In der nächsten Zeit wird eine unserer großen Aufgaben sein, die derzeitigen Pa­pier­le­se­r:in­nen davon zu überzeugen, dass man die tägliche Zeitungsausgabe unter der Woche auch digital in der App und nur am Wochenende gedruckt lesen kann. Das jedoch geht nur Schritt für Schritt.

Immerhin sind die Erträge der Zukunftsprodukte „digitale taz“, „gedruckte Wochenendausgabe“ und taz zahl ich inzwischen höher als die der täglich gedruckten Abos – ohne dass der Gesamtertrag abnimmt! Der Anteil der Erträge der Zukunftsprodukte lag 2021 bei 52 Prozent, für dieses Jahr erwarten wir 57 Prozent. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg unserer Unabhängigkeit vom täglichen Druck.

Inzwischen haben wir 25.665 Abon­nen­t:in­nen, die eines der Zukunftsprodukte vollbezahlt beziehen plus 33.998 Un­ter­stüt­ze­r:in­nen bei taz zahl ich, während wir 21.455 Abon­nen­t:in­nen haben, die ein tägliches Papierabo beziehen.

Hilfreiches Feedback

Um mit der digitalen Zeitung besser vertraut zu sein, müssen wir als taz-Angehörige sie selber nutzen. Nur so können wir auch unsere Le­se­r:in­nen davon überzeugen, dass etwa die taz-App eine gute und komfortable Möglichkeit ist, die taz täglich zu lesen.

Durch die vermehrte Nutzung erwarten wir hilfreiches Feedback für unseren weiteren Entwicklungsprozess. Regelmäßige App-Kritiken in der Konferenz zeigen, dass wir dadurch gute Verbesserungs- und Entwicklungsideen erhalten.

Deswegen haben wir zum Jahresbeginn 2022 alle Mit­ar­bei­te­r:in­nen gebeten, auf ein Digi- oder Kombiabo umzusteigen. Um den Umstieg zu erleichtern, konnten sich alle ein Lesegerät aussuchen (iPad, Tablet von Lenovo oder Samsung). Wer nicht auf die täglich gedruckte Zeitung verzichten wollte, durfte sie aber auch weiter beziehen.

Über 90 Prozent der Belegschaft bezieht Zukunftsabos

Von 266 Kol­le­g:in­nen haben nur 19 Personen gemeldet, dass sie weiterhin die tägliche Print­zeitung lesen möchten. 167 Kol­le­g:in­nen lesen die taz am Wochenende gedruckt und wochentags digital; 82 Kol­le­g:in­nen lesen ausschließlich digital. Damit haben sich über 90 Prozent der Belegschaft für die Zukunftsabos entschieden. Ein Anteil, der selbst uns überrascht hat.

Eine ähnliche Entwicklung wünschen wir uns auch von unsere Leser:innen. Bleiben Sie uns treu, bleiben Sie wie wir!

Aline Lüllmann führt zusammen mit Andreas Marggraf die Geschäfte der taz. Sie folgen auf Andreas Bull, der an dieser Stelle viele Jahre die Bull-Analyse schrieb.