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■ Amador und Marcelas Rosen Spanien 2010, R: Fernando León de Aranoa, D: Magaly Solier, Celso Bugallo / Originalfassung mit Untertiteln
Marcela lebt nicht in dem Madrid der Paläste und Promenaden, der großzügigen Villen und Gärten. Eine staubige Piste neben der M 40, der Stadtautobahn geht sie entlang, vorbei an den für die Arbeiterviertel dort so typischen, schmucklosen mehrstöckigen Häusern. Die Ziegel sind so unverputzt wie die Gesichter der Protagonistin und von Amador. Dessen Familie baut ein Haus und hat keine Zeit, sich um den bettlägrigen Opa – Amador – zu kümmern.
Da kommt es gerade recht, dass die junge Migrantin aus Peru – Marcela – dringend Geld benötigt und sich so als Haushaltshilfe und Altenpflegerin verdingt.
Der Film läuft in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln, wodurch auch die Ohren teilhaben an den Realitäten, die hier aufeinander treffen: Das ruhige peruanische Spanisch mit seinen Diminutiven trifft auf das schnelle, geschäftige Hauptstadtspanisch.
Unverkennbar spielt Magaly Solier (Marcela) eine Migrantin vom Lande. So wie in den peruanischen Filmen, die sie bekannt gemacht haben: „Madeinusa“ und „Eine Perle Ewigkeit“, der 2009 den Silbernen Bären gewann. Bei der Preisverleihung sang sie überwältigt ein Lied in ihrer ersten Muttersprache, dem vorspanischen Quechua.
Der Regisseur Fernando León de Aranoa hat ihr ausdruckstarkes Gesicht ins Zentrum der Aufnahmen gestellt. Verhärtet, still, mit dem Willen zum Durchhalten und Traurigkeit schaut sie auf die nächste Herausforderung. Auch schweigt sie vor der Kamera länger, als dies in Filmen üblich ist, die einfach nur vorbeirauschen. Es geht um Liebe, Tod und Vertrauen. Aber nicht nur wie der Film davon erzählt, auch die ganze Ästhetik hat nichts mit den Herzschmerz-Telenovelas gemein, verhält sich eher komplementär zu diesen.
Marcela lebt in prekären Verhältnissen. So wie der Großteil der MigrantInnen in Spanien, in der EU. Sie lebt mit ihrem Mann vom nichtlegalen Verkauf von Blumen. Das Geld ist knapp. Zu knapp.
Der Regisseur Fernando León de Aranoa stellt auch in seinem vierten Spielfilm diejenigen in den Mittelpunkt, die in Spanien „gente humilde“ heißen, einfache Leute.
Celso Bugallo (Amador) hat bereits in León de Aranoas Film „Montags in die Sonne“ mitgespielt. Einen alten arbeitslosen Werftarbeiter, der auch Amador hieß. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, spielt oft kantige, eigenwillige alte Männer. Wie in „Salvador – Kampf um die Freiheit“, „Das Meer in mir“, oder in „Federicos Kirschen“.
Er ist die ideale Besetzung als Amador, der das Gegenüber von Marcela darstellt. Wo er, vom Leben gezeichnet, im Bett liegt und über Puzzleteilen brütet, muss Marcela die Puzzleteile ihres Alltags zusammensetzen. Amador, so viel sei verraten, hilft ihr dabei auf unkonventionelle, aber wirkungsvolle Art.
Gaston Kirsche „Amador und Marcelas Rosen“ läuft Do, 14. – Mi, 20. 6., 20 Uhr; Do, 21. – Mi, 27. 6., 17.45 Uhr, 3001-Kino, Schanzenstraße 75