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Archiv-Artikel

Radfahrer auf dem richtigen Weg

Um mehr Menschen in NRW auf das Fahrrad zu bringen, hatte die alte Landesregierung einen Routenplaner ins Leben gerufen. Innerhalb von zwei Jahren ist daraus ein attraktives Angebot geworden, das dem Tourismus auf die Sprünge helfen könnte.

VON ULLA JASPER

Ein rot-grünes Erfolgsprojekt feiert in diesem Sommer seinen zweiten Geburtstag: Der „Radroutenplaner NRW“, der im Jahr 2003 vom damaligen SPD-Verkehrsminister Axel Horstmann ins Leben gerufen wurde. Das rund 80.000 Euro teure Internetprojekt soll vor allem Radtouristen nach Nordrhein-Westfalen locken und und das „radtouristische Potenzial der Region“ weiter ausbauen. Gemeinsam mit dem Ausbau des Radwegenetzes und der einheitlichen Beschilderung bereits vorhandener Radwege soll der Routenplaner in den nächsten Jahren dazu beitragen, dass das Radfahren bis zu 25 Prozent des innerstädtischen Gesamtverkehrs ausmacht. Hohe Erwartungen, beträgt doch der Rad-Anteil heute doch erst 17 Prozent. Dennoch ist man in Düsseldorf stolz auf das Projekt, schließlich sei es ein „bisher in der Welt einzigartiges Internetprojekt“, so Ex-Minister Horstmann. Selbst der ansonsten eher skeptische Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ist voll des Lobes. „Das Projekt sucht seinesgleichen“, so Ulrich Syberg vom NRW-Landesverband. Gerade für den Ausbau des Radtourismus in NRW sei es extrem wertvoll.

Unter der Internetadresse www.radroutenplaner.nrw.de können Radler für individuell gewählte Touren genaue, „adressscharfe“ (von Haus zu Haus) Streckenvorschläge abrufen. „Das Non-Plus-Ultra ist aber die Anbindung an das GPS-System“, findet Syberg. Mit dem satellitengestützten Navigationssystem können sich Fahrradfreaks auch unterwegs „orten“ lassen und ihre Position laufend aktualisieren. Einzige Schwäche: „Bisher sind noch nicht alle fahrradtauglichen Strecken in den Routenplaner eingestellt. Manchmal wird man noch auf Hauptverkehrsstraßen umgeleitet“, so Syberg. Deshalb sind die Kommunen gefordert. Sie sollen innerhalb ihrer Stadtgebiete fahrradfreundliche Wege ausschildern und die Routen anschließend dem Internetprojekt hinzufügen. Aber schon jetzt gibt es vom Routenplaner zur gewählten Route Informationen über die Streckenlänge, Steigungen oder auch die voraussichtliche Fahrtdauer. 84,8 Fahrradkilometer liegen beispielsweise zwischen der Kölner taz-Redaktion und der Redaktion ruhr/nrw in Bochum. Bei durchschnittlich 15 Stundenkilometern schafft man das in gut sechs Stunden, sagt der Routenplaner. Wer ein bisschen mehr Zeit hat, kann sich unterwegs auch noch einige Sehenswürdigkeiten ansehen, die der Planer vorschlägt. Oder eine längere Tour unternehmen: unter der Adresse des Routenplaners finden sich auch Hinweise zu regionalen und überregionalen Themenrouten sowie zu halb- und ganztägigen lokalen Tourentipps.

Wie etwa auf der „Zwei-Länder-Route“ entlang der holländisch-deutschen Grenze. Die insgesamt 270 Kilometer lange Strecke durch das Grenzgebiet führt von Aachen über Übach-Palenberg, Heinsberg, Roermond, Xanten und und Kleve bis nach Nijmegen. Fans der Industriekultur werden sich wohl eher für den Emscherpark-Radweg entscheiden. Die 230 Kilometer lange Strecke ist das Herzstück des gesamten Emscher-Wegesystems. Die Route führt von Duisburg bis Hamm und verbindet die übrig gebliebenen Landmarken und Symbole der Industriekultur mit Gartensiedlungen und neu gestalteten Parks entlang der Emscher.

Den Usern scheint das Informationsangebot zu gefallen. Die Zahl der Seitenbesucher stieg von 4,6 Millionen im Jahr 2003 auf rund 15 Millionen bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Und auch einen Preis hat der Radroutenplaner schon gewonnen. Im vergangenen Jahr erhielt Verkehrsminister Horstmann stellvertretend die Auszeichnung „best for bike“ für die fahrradfreundlichste politische Entscheidung, der vom Verband der Zweiradindustrie und dem Bundesverkehrsministerium vergeben wird. Bleibt zu hoffen, dass auch die neue Landesregierung die Fahrradförderung fortführt. Sicher ist das jedoch nicht. Syberg: „Im Koalitionsvertrag spielt das Thema leider keine Rolle.“