OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„The Life and Death of Peter Sellers“30. 6.–6. 7. im Brotfabrik-Kino„Elmo im Grummelland“2. 7.–3. 7. im Thalia Babelsberg„Elvis 56“,2. 7. im Eiszeit 1

Die Komik von Peter Sellers beruhte auf Autismus: Figuren wie der berühmte Inspektor Clouseau, der nie bemerkt, dass seine merkwürdigen Ermittlungsmethoden andere Leute auf das Äußerste befremden, leben nach eigenen Regeln in ihrem eigenen Kosmos. Eine weitere Konstante in der Arbeit des 1980 verstorbenen britischen Schauspielers war die Verstellung: Meist verschwand der Mime hinter grotesken Masken, wilden Kostümierungen und fremden Akzenten. Genau hier setzt Stephen Hopkins’ Biopic „The Life and Death of Peter Sellers“ an: Eigentlich, so behauptet der Film, gab es nämlich keinen „wahren“ Peter Sellers: Hinter der Maske befand sich das große Nichts. Der von Geoffrey Rush beängstigend wahrhaftig verkörperte Sellers erscheint als Mann ohne Charakter und Selbstvertrauen, der fast völlig von seiner dominanten Mutter und einem Wahrsager abhängig ist. Privat führt der Mime nach seinem Aufstieg zum Filmstar in den Sechzigerjahren ein oberflächliches Leben mit Drogen, schnellem Sex und schnellen Autos – doch er wirkt nie zufrieden und lebt nur in seinen Rollen auf. Denn eigentlich ist Peter Sellers ein grandioser Egomane, der zur Gefühlswelt anderer Menschen keinen Zugang hat: Seine hochschwangere zweite Frau, die Schauspielerin Britt Ekland (gespielt von Charlize Theron), liefert er etwa im Krankenhaus mit den Worten ab: „Mach’s schnell.“ So ist „The Life and Death of Peter Sellers“ trotz einer Reihe sehr gut nachgestellter Szenen mit Höhepunkten aus Sellers’ Karriere dann auch weniger eine liebevolle Hommage an das Werk des hochverehrten Komikers als vielmehr das düster-ironische Psychogramm eines nicht sonderlich liebenswerten Menschen.

Aus der Reihe Klassiker für Kinder: In „Elmo im Grummelland“ verliert das kleine rote Monster aus der Sesamstraße im Streit mit Zina seine Kuscheldecke, die in Richtung Grummelland verschwindet, wo die griesgrämigen Verwandten von Oskar aus der Mülltonne hausen. Beim Versuch, „Kuschli“ aus den Händen des gierigen Raffky (Mandy Patinkin) zu befreien, müssen Elmo, seine Freunde und die Grummelländer lernen, dass man seine Ziele gemeinsam oft viel leichter erreicht. Außerdem sollte man seine Sachen immer schön mit anderen teilen und Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen und -monstern üben. Und dagegen ist ja schließlich auch nichts einzuwenden … Das Puppenspiel im Film ist auf hohem Niveau und die Musiknummern der Gaststars Patinkin und Vanessa Williams (als Müllkönigin) machen Spaß.

Für Freunde bizarrer Fernsehauftritte: In ihrer Dokumentation „Elvis 56“ zeigen die Regisseure Alan und Susan Raymond auch den unbestritten peinlichsten Auftritt des King: In der Show eines gewissen Steve Allen (ewige Schande ist ihm sicher) röhrt Elvis „Hound Dog“ – und zwar im Smoking und mit einem etwas verstörten Hund als Partner, der einen Zylinderhut auf dem Kopf trägt. Absolut unvergesslich, und mindestens so gut wie der späte Las-Vegas-Elvis mit Schwabbelbauch im Glitzerkostüm.

LARS PENNING