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: „Ich arbeite viel ziellos vor mich hin“

Der Musiker Richard von der Schulenburg über den Klang des Lockdowns und die Freuden der Improvisation

Foto: Fabian Hammerl

Richard von der Schulenburg

47, Musiker und DJ, war unter anderem bis 2009 Mitglied der Hamburger Band „Die Sterne“.

Interview Kevin Goonewardena

taz: Herr von der Schulenburg, „Cosmic Diversity“ könnte der Titel eines Konzeptalbums sein. War es Ihr Ziel, so viel klanglich Unterschiedliches abzubilden wie möglich?

Richard von der Schulenburg: Das Basismaterial stellen Aufnahmen dar, die ich während des Lockdowns beinahe täglich, wo ich wohne, im Hinterhof, mit einem kleinen Rekorder gemacht habe. Egal was da war, ob spielende Kinder, Bauarbeiten, Sturm oder Regen – das habe ich alles aufgenommen und dann dazu Musik improvisiert. Das könnte man als Konzept bezeichnen. Auch der Titel erschließt sich dadurch ein bisschen, war mir aber am Anfang nicht bewusst.

War immer klar, dass aus den Aufnahmen ein Album wird?

Das war von Anfang an so geplant, ja. Ich habe im Rahmen eines Festivals auch ein Konzert gegeben, bei dem ich ausschließlich Musik aus diesen Aufnahmen aufgeführt habe.

Im Vergleich zu „Moods & Dances“ von 2021 hat sich Ihr Klang verändert. Das fällt besonders auf, wenn man Ihre House-Produktionen hört.

Die beiden Alben knüpfen ein bisschen an die Musik der Ambient-Platte „Wanderung durch Wald und Flur“ an, die ich 2017 gemacht habe: Da habe ich erstmals mit Field Recordings gearbeitet. Auf dem neuen Album ist aber auch ein Stück wie „Reset My Brain“, kein House-Stück, aber es könnte langsamer Elektro aus Detroit sein: Das hat so eine Kraftwerk-ähnliche Idee bei den Stimmen.

Nutzen Sie auch Samples?

Heute erscheint Richard von der Schulenburgs Album „Cosmic Diversity“ (Bureau B/Indigo)

Releaseparty mit Gästen: 22 Uhr, Hamburg, Golden Pudel Club (2G+, zusätzlicher Schnelltest erbeten)

Nicht direkt. Womit ich gearbeitet habe, waren Radio und Hörspiele: Die habe ich laufen lassen und aufgenommen. Das ist das, wo man sagen könnte, es klingt wie ein Sample. Bei dem Stück „Cosmic Diversity“ ist es zum Beispiel David Attenborough, der da spricht. Die Stimme passte so schön und was er sagt, hat auch eine Message: die „Fridays for Future“-Message, dass man den Klimawandel global betrachten muss.

Wie gehen Sie ein Album genau an?

Ich bin da sehr chaotisch. Ich arbeite wirklich viel ziellos vor mich hin, improvisiere. Das dann in Form zu bringen ist dann die Komposition und das macht auch sehr viel Spaß, aber erst mal drauf los Musik zu machen, das finde ich sehr wichtig.