berliner szenen: Foodsharing über Instagram
Kürzlich schrieb mir eine Leserin meiner Kolumnen: „Dass Sie Anfang des Jahres schrieben, Sie wollten nun mal unverlangt jemandem helfen, fand ich gut. Denn Ihre Artikel sind sonst oft sehr meckerig, und da dachte ich oft schon, meine Güte, Meckern ist das eine, aber man kann auch mal etwas ‚tun‘, sich ehrenamtlich engagieren.“
Nun ist es aber mit persönlichen Kolumnen ähnlich wie mit Bildern auf Instagram: sie zeigen immer nur Momentaufnahmen eines Lebens. Apropos Instagram: Schon länger engagiere ich mich ehrenamtlich bei Foodsharing, einer Initiative, die sich gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln einsetzt. Wir „retten“ Essen, das Läden oder Restaurants sonst wegwerfen würden, das aber noch gut essbar ist. Bilder davon poste ich auf Instagram. Danach verteile ich es weiter: an Suppenküchen, Flüchtlingsheime, Kollegen und Nachbarn.
Doch jetzt erreicht mich über Instagram eine Nachricht. „Guten Tag! Bitte sagen Sie mir, wo wir diese Produkte bekommen können. Wir kamen aus der Ukraine. Danke!“ Die Absenderin ist eine junge Frau mit langen blonden Haaren, offensichtlich Model. Die Bilder auf ihrem Account zeigen sie unter Palmen oder in teuren Restaurants. Auf dem letzten Foto steht sie eingehüllt in eine blau-gelbe Fahne vor dem Berliner Reichstag. Mich berührt das so sehr, dass ich ihr schreibe. Sekunden später kommt die Antwort: „We live in N., me and my mom, and our grandparents came yesterday.“ Am nächsten Tag vernetze ich sie mit einer Foodsharerin aus dem Ort, in dem sie gelandet ist. Dann schreibe ich noch ein paar Zeilen über mich. „My name is Olena, I am from Kharkiv“, antwortet sie. In den nächsten Tagen wird die Großoffensive unter anderem auf Olenas ostukrainische Heimatstadt erwartet. Keine Pointe. Gaby Coldewey
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