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„Ein bisschen wie auf See“

In Kiel zeigen Ak­ti­vis­t:in­nen von Sea-Eye heute Abend die Dokumentation „Route 4“ über Seenotrettung im Mittelmeer

Foto: privat

Corvin Schreitmüller 1995 geboren, seit 2015 im Rettungsdienst aktiv, aktuell bei der Berufsfeuerwehr Kiel, hat 2020 zwei Missionen auf der „Alan Kurdi“ unterstützt.

Interview Leopold Pelizaeus

taz: Herr Schreitmüller, Sie zeigen heute Abend den Film „Route 4“. Worum geht es?

Corvin Schreitmüller: Der Film begleitet Flüchtende von Zentralafrika bis auf unser Schiff, die „Alan Kurdi“. Es werden drei Handlungsstränge zusammengeführt und Menschen porträtiert, Flüchtende wie auch Mitarbeitende. Die Doku behandelt dabei die gesamte Einsatzdauer der „Alan Kurdi“. Vorher hatte das Schiff ja „Professor Albrecht Penk“ geheißen und im Film ist auch zu sehen, wie es von der Rostocker Werft ins Einsatzgebiet überführt wird. Dort zeigt der Film diverse Missionen.

Sie haben den Film in verschiedenen Kinos in Deutschland gezeigt. Warum zeigen Sie ihn gerade jetzt?

Das passt gut, da nun vor Gericht in Trapani auf Sizilien der „Iuventa“-Prozess gerade startet. Die „Iuventa“ ist ein ziviles Rettungsschiff, das von der deutschen NGO „Jugend Rettet“ betrieben wurde. Sie war 2017 eines der ersten Schiffe, die wirklich von der Staatsanwaltschaft festgesetzt wurden. Seither liegt sie im Hafen von Trapani an der Kette. Und in diesem Prozess sollten auch erstmalig zivile Seenotretter vor Gericht stehen. Weil die Verhandlungen in diesen Tagen beginnen, passt es jetzt, man muss leider sagen, zufällig ganz gut, um das Thema medial präsenter zu machen.

Wie war die Resonanz, als Sie die Filme während der Tour gezeigt haben?

Wir hatten diverse Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet und da war alles an Locations dabei, vom Keller im autonomen Zentrum bis hin zu einem Großraumkino, und entsprechend war es auch mit dem Publikum: Es gab Vorstellungen vor 10 und vor 120 Leuten und alles dazwischen. Das Feedback war überall sehr gut, weil es ein sehr bildgewaltiger Film ist. Er bringt die Emotionen sehr gut rüber.

Für Sie sind es die eigenen Erinnerungen?

Dokumentarfilm „Route 4“ – Seenotrettungsorganisation Sea-Eye e.V.: heute, 12. 4., 20 Uhr, Kommunikationszentrum Hansastraße 48, Kiel, Eintritt 5 Euro, alle Einnahmen gehen an Sea-Eye e.V.

Ja, viele Bilder des Films sind entstanden, als ich selber vor Ort war. Das haben die Kollegen von BoxFish schon sehr, sehr gut eingefangen. Natürlich ist es ein Zusammenschnitt. Aber trotz alledem habe ich mich dann doch wieder ein bisschen wie auf See gefühlt.

Geraten wegen des Ukraine-Krieges die Fluchtbewegungen auf dem Mittelmeer in Vergessenheit?

Seenotrettung rückt gerade sehr weit in den Hintergrund. Besonders um die Spendenbereitschaft von den Großspendern sorge ich mich. Denn trotz Pandemie und trotz Ukraine-Krieg laufen unsere Projekte weiter. Die „Sea-Eye 4“ ist jetzt gerade wieder in den Hafen gekommen und hat über 100 Leute an Land gebracht. Die „Geo Barents“ wartet auf einen sicheren Hafen. Auch die „Sea-Watch 3“ hat Geflüchtete an Bord. Es wird nicht weniger, im Gegenteil.

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