Contemporary Fine Arts: Blasphemische Note
Das Format der Holzschnitte, die Contemporary Fine Arts derzeit ausstellt, ist ungewöhnlich mit den 200 mal 168 Zentimetern. Sie stammen von Gert & Uwe Tobias, die ihre Druckstöcke schon immer auf die große Leinwand hin konzipierten, auf die sie drucken, und dabei die Grafik in die Grandiosität des Tafelbilds überführen. Grandios ist auch das Szenario voller Fabelwesen, darunter wundersame Raupen im blauen Frack, schicke Kröten und wilde Hummeln. In einem durch Farbflächen simulierten Raum treiben sie ein undurchsichtiges, womöglich böses Spiel. Die Fledermaus in diesem wilden Traum, der sich gleich über zehn Leinwände fortsetzt, verweist auf die transsilvanische, also rumänische Herkunft der mythologischen und folkloristischen Anleihen der Bilder. In Rumänien sind auch 1973 die Zwillinge geboren. Lange schon leben sie in Köln, womit sich wohl die prachtvollen Bischofsmützen ihrer Kreaturen, die Heiligenscheine und Engelsflügel, also die ganze katholische Ikonografie erklärt.
Besonders die übergroßen Hände der Fantasiegestalten glaubt man aus der Kirchenmalerei zu kennen. Gerne erheben sie bedeutungsvoll den Zeigefinger, wobei sich die restlichen Finger schier unglaublich verrenken. In ihrem dekorativen Spiel zwischen Abstraktion und Figuration zeigen Gert & Uwe Tobias’ Leinwände eine erfrischend blasphemische Note, nicht nur, was die christliche, sondern auch was die zeitgenössische Kunst betrifft. Brigitte Werneburg
Bis 23. April, Contemporary Fine Arts, Grolmanstr. 32/33, Mo.–Fr. 10–18, Sa. 11–17 Uhr
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