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Wenn Selbsthilfeliteratur in die falschen Hände gerät

Berlin-Prenzlauer Berg

165.000 Einwohner.

Zu DDR-Zeiten prägten Studenten und Literaten das Boheme-Image von Prenzlauer Berg, das sich nach dem Fall der Mauer zum Szeneviertel entwickelt hat. Ansonsten kennt man den Ortsteil auch aufgrund seiner hohen Therapeutendichte.

Es gehört zu den Berliner Eigenheiten, Ausrangiertes auf dem Bürgersteig abzuladen, in der Hoffnung, dass sich noch Ab­neh­me­r*in­nen finden für die durchgelatschten Schuhe, das alte Ikea-Geschirr und den Toaster, der zwar nicht mehr toastet, aber „mit etwas handwerklichem Geschick bestimmt zu reparieren“ ist.

Trotzdem lohnt er sich, der beständige Blick in die Bananenkisten: Zwischen Elektroschrott und Altkleidern wartet manchmal auch ein kleiner Schatz. Das dachte sich auch der Junge in Prenzlauer Berg, der zum Ärger seiner gehetzten Mutter ein Buch aus einer Kiste gezogen hat. Er wird im lesefähigen Alter gewesen sein, jedenfalls verlangsamte er seinen Schritt, um sich das Cover anzuschauen: knallblau, darauf ein Luftballon und eine Wimpelkette.

Das Kinderbuch, das aber keins war, gefiel ihm nicht: Wenige Meter weiter pfefferte er es auf die Straße und rannte los, um seine Mutter einzuholen. Weiterhin zu haben ist also das Werk mit dem Titel: „Befreie dein inneres Kind: Wie Sie sich selbst geben, was Ihnen Ihre Eltern nicht gaben.“

Für Selbsthilfe ist es nie zu spät, aber manchmal einfach noch zu früh. Johanna Jürgens

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