: Journalistenhaus vor dem Aus
Das bundesweit renommierte Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen geht in Insolvenz. Grund: Durch Hartz IV fallen Weiterbildungen weg. Der Trägerverein kann Verluste nicht ausgleichen
VON NATALIE WIESMANN
Das Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen steckt in der größten finanziellen Krise seiner über 30-jährigen Geschichte. Am Donnerstag hat der Trägerverein, die Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit, den Institutsleiter Jürgen Dörrmann beauftragt, Insolvenz anzumelden.
Grund für die roten Zahlen sei in erster Linie das massive Wegbrechen der Langzeitausbildungen, die über das Arbeitsamt vermittelt werden, so Vorstandsvorsitzender Michael Moerchel zur taz. „Seit Hartz IV gibt es keine Bildungsgutscheine mehr von den Arbeitsagenturen.“ 10.000 Euro kostet im Haus Busch eine einjährige Ausbildung zum Pressestellenjournalisten oder zum Multimediadesigner – aus privater Tasche kaum zu bezahlen.
Die Kürzungen der Förderung durch das Land sowie die schlechte Zahlungsmoral der Auftraggeber seien weitere Gründe für die finanzielle Krise des Journalistenzentrums, sagt Moerchel. Bereits im vergangenen Jahr mussten zwei MitarbeiterInnen entlassen werden.
Erst seit zwei Tagen sitzt der freie Journalist dem Trägerverein vor. Er löste mit seiner Wahl Ulrich Pätzold, Professor am Dortmunder Institut für Journalistik, ab. „Der Verein wollte wohl ein Signal für einen Neuanfang setzen“, so Moerchel. Er plane jetzt in der Insolvenzzeit ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, dass das landesweit renommierte Institut Haus Busch vor dem endgültigen Aus retten soll. „Weitere Entlassungen können wir nicht ausschließen“, sagt er.
Ein Überbrückungskredit von der Sparkasse Hagen in Höhe von 50.000 Euro hätte die Insolvenz noch in letzter Minute verhindern können. Doch dafür hätten die Mitglieder des Vereins die Bürgschaft übernehmen müssen. „Dazu waren diese aber leider nicht bereit“, bedauert Moerchel. Die Stadt Hagen, die gerne eine Bürgschaft übernommen hätte, wurde von der Bezirksregierung Arnsberg gestoppt – Hagen befindet sich wie viele Ruhrgebietsstädte in einem Haushaltssicherungskonzept, jede Ausgabe muss von der Bezirksregierung abgesegnet werden.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger und der Zeitungsverlegerverband NRW haben zum Jahrensende ihren Ausstieg aus der vor 45 Jahren gegründeten Gesellschaft angekündigt. „Da ist aber noch nicht das letzte Wort gesprochen“, glaubt Moerchel. Mit einem tragfähigen Konzept hofft er, die Verbände umstimmen zu können.