: Bauminister baut Ruinen
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Neuerdings braucht es nicht einmal mehr ausgewiesene Schlossgegner, um den umstrittenen Bau des Humboldt-Forums in Misskredit zu bringen. Das übernehmen jetzt die Schlossfans selbst. Wie gesehen, reicht es für den GAU, weil Wettbewerbssieger Franco Stella undurchsichtige Aufträge vergeben hat, seine Architektenkollegen ihn beim Kartellamt angeschwärzt haben und das zuständige Bauministerium von allem keine rechte Ahnung hat. Mit dem Beschluss des Kartellamts hat der Berliner Schlosseuphemismus seine tiefste Beschädigung erhalten. Trotz aller politischer Dementis.
Verantwortlich für den jetzigen Zustand – und kommendes Ungemach – ist allein Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee. Er und seine Behörde waren nicht in der Lage, den Wettbewerb klar und die spätere Vergabe durchsichtig und korrekt abzuwickeln. Wie kann es sein, dass ein Teilnehmer ohne eigentliche Berechtigung zur Architektenkonkurrenz eingeladen wurde? Wie ist es möglich, dass Stella „Überforderung“ nachgesagt wird? Und kennt sich bei Tiefensee niemand mit juristischen Gepflogenheiten und Wettbewerbsverfahren aus?
Maximaler Schaden
Es muss wohl so sein. Überraschend ist das nicht, hat Tiefensee jüngst auch anderswo als Pannenminister Projekte an die Wand gefahren. Bei der Bahnprivatisierung hat er – Gott sei Dank – gepatzt. Das Einheitsdenkmal steht bis heute nicht, seine Behörde hat keine Kontrolle über das Chaos bei der S-Bahn.
Tiefensee hat sich und dem Fortgang des Humboldt-Forums einen Bärendienst erwiesen. Ist das nicht, trotz allen Schlamassels, auch eine gute Nachricht?