Kurzkritik Du schöne Calypso-Sonne

Zum Fest des Klanges wird die Tonfolge von einem Rudel Violinen, Celli, Bratschen angestimmt, umspielt, harmonisch begleitet. Ein Dutzend Steeldrummer kann sie aber auch als Mitsummschmankerl zur Feier einer polyrhythmischen Party nutzen. Wie jetzt umsonst und drinnen im Schlachthof. In Sachen Mittanzquotient und schweißigem Urlaubsfaktor ist der Auftritt des Renegades Steel Orchestra aus Trinidad bereits erster Konzert-des-Jahres-Anwärter. Mit Staune-Effekt: wie Metallfässer durch Absägen der Zarge und Eindellen des Deckels unterschiedlich gestimmt werden können, durch gezieltes Beulen und Kerben bis zu 32 Tonfelder entstehen, so dass die unendliche Vielfalt des Schepperns, Gongens, Klirrens erzeugt wird. Die Spaßmusikanten verschmelzen dabei zu einem hüpfenden sinfonischen Klangkörper, spielen so unplugged wie wuchtig kompakt.

Die Musik ist perfekt arrangiert, manchmal am Rand der Sterilität. Das hat dann den Charme karibischer Touristenanimation. Und wird zum groben Unfug, wenn europäische Klassik als Groove-freies Potpourri dahin geschrillt wird. Aber immer wieder geht die Calypso-Sonne auf – beseelend.

J. Fischer