meinungsstark:
Herrscht „Apartheid“ – in Israel?
„Amnesty unterstellt Israel „Apartheid“: Nichts als antiisraelische Stimmung. Früher ging es der einst noblen NGO um die Freilassung von Inhaftierten. Heute unterwirft sich Amnesty International politischen Moden“, taz vom 4. 2. 22
Liebe taz, ich bin zutiefst erschrocken über diese bösartigen Ausfälle gegen Amnesty International durch Jan Feddersen, den ich sonst sehr schätze, unter anderem für seine Beiträge zur queeren Community. Man darf gewiss darüber streiten, ob die israelische Besatzungspolitik Apartheid genannt werden darf oder nicht. Aber bitte auf anständige und sachliche Weise. Hier wird behauptet: „Amnesty International schreibt einen Bericht, der bar aller Fakten daherkommt.“ Der Bericht jedoch enthält vielmehr auf 280 Seiten sorgfältig recherchierte Fakten, mit denen sich dieser Beitrag überhaupt nicht auseinandersetzt. AI, so dieser Text, „unterwirft sich politischen Moden und Stimmungen“ – so ein Quatsch, gerade hier stellt sich AI wieder einmal gegen Mainstream und Mode. AI „politpornografische Sinnlosigkeit“ vorzuwerfen, ist eine völlig sinnlose Entgleisung. Das dem Beitrag beigefügte Foto zeigt: An israelischen Stränden gibt es keine jüdisch separierten Teile, was zwar gegen den Apartheid-Vorwurf spricht – von der neun Meter hohen Mauer in der Westbank und dem hermetisch abgeriegelten Gazastreifen zeigt die taz hier jedoch kein Foto. Apartheid ist keine „Voodoo-Vokabel“, sondern eine wohldefinierte völkerrechtliche Kategorie. Die taz unterstellt hier, sie „wissen nicht, woraus der Stoff ist, von dem sie reden“. Das kann man den nachhaltig und unter höchsten Gefahren operierenden, die Menschenrechte verteidigenden Aktiven von AI und ihren lokalen Partnern nun wirklich nicht vorwerfen. AI liefert seit Jahrzehnten sorgfältig recherchierte Berichte und Analysen – wie ebendiesen über Israel, der bitte auch ins Deutsche übersetzt werden möge. Vielleicht auf einer Doku-Seite von taz.de? Johannes Brandstäter, Berlin
Großen Dank für den klarstellenden Artikel von Jan Feddersen zum AI-Bericht! Leidenschaftlich geschrieben, klare Worte, wohltuend in all dem sonstigen Chaos in Bezug auf Israel! Andrea Bauer, Darmstadt
Corona und Anthroposophie
„Anthroposophisches Krankenhaus Havelhöhe: Alternativer Umgang mit Corona. Ein schwurbelnder Chef und Tricksereien bei der Impfpflicht: eine taz-Recherche in der Klinik Havelhöhe in Berlin“, taz vom 4. 2. 22
Schon ein eher tendenziöser Artikel, den ihr hier verfasst habt. Sind denn in Havelhöhe prozentual überdurchschnittlich mehr Menschen an Corona verstorben als in anderen Krankenhäusern? Denkt ihr wirklich, dass es schädlich ist, Kranken Musik vorzuspielen? Zweifelt ihr tatsächlich daran, dass ein gesunder Körper auch mit einem gesunden Geist zusammenhängt? Die Probleme – wie impfunwilliges Personal, hohe Fehlzeiten durch von Quarantäne betroffenes Personal – werden nicht symptomatisch nur an der Havelhöhe zu beobachten sein. Und als Mutter, die eines ihrer Kinder in einem durchgetakteten Vivantes-Klinikum in Berlin und eines in einem homöopathisch angehauchten, von Hebammen geführten Kreißsaal bei Hamburg zur Welt gebracht hat, muss ich sagen, ich würde mich immer wieder für Letzteres entscheiden! Sabrina Neugebauer, Hamburg
Sie schreiben, die Klinik müsste besser kontrollieren. Als Medizinstudentin, die viele Krankenhäuser während der Pandemie gesehen hat, kann ich Ihnen sagen: eine Uniklinik wie die Charité schafft das vielleicht besser, aber viele, viele kleinere Krankenhäuser kontrollieren genauso wenig – weil es schlicht nicht möglich und finanzierbar ist in dem anstrengenden, stressigen Alltag, in dem man regelmäßig an seiner Grenze ist; auch dank dem vor 15 Jahren durch Karl Lauterbach vorangetriebenen DRG-System, also dem pauschalisierenden Abrechnungssystem. In fast alle Krankenhäuser konnte ich einfach so reinlaufen, bis zur Station – wenn ich, wie ihre Journalist*innen, mich einfach nicht an die Schilder gehalten hätte. Rachel Steinmetz, Gersfeld
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