unterm strich
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Leipzigs scheidender Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt hat die zunehmende Kulturlosigkeit in Deutschland beklagt. „Die Erziehung zur Kultur hat versagt“, sagte der 77-Jährige der Leipziger Volkszeitung. „Eigentlich ist die ganze Gesellschaft krank.“ Geistige Werte seien nicht mehr gefragt. Der politische Marxismus sei zwar passé. „Aber der krasse Materialismus vom Typ westlicher Wohlhaberei ist ebenso gefährlich“, warnte er. „Die Eltern versagen hier oft, sie leben die Kultur nicht vor“, kritisierte Blomstedt. Er sollte am Freitag nach siebenjähriger Amtszeit an der Spitze des berühmten Orchesters mit einem Festakt und einem Konzert verabschiedet werden.

Wenn die Eltern nicht wollen, dann aber die Institutionen. Nein, die Kultur geht nicht unter: Für den Literaturwettbewerb „open mike“ können ab sofort Bewerbungen eingeschickt werden. Einsendeschluss ist der 31. Juli, wie ein Sprecher der Literaturwerkstatt Berlin sagte. Teilnehmen können deutschsprachige Autoren, die nicht älter als 35 Jahre sind und noch keine eigene Buchpublikation vorzuweisen haben. Berücksichtigt werden kurze Prosa, Lyrik oder ein in sich geschlossener Auszug aus einem Text. Lektoren aus renommierten Verlagen wählen 18 Teilnehmer aus, die im November zu einer öffentlichen Lesung eingeladen werden. Eine Autoren-Jury vergibt die Preise von insgesamt 4.500 Euro.

Der Umfang der Manuskripte muss für eine 15-minütige Lesezeit ausreichen. Die Texte dürfen weder veröffentlicht noch zu einem anderen Wettbewerb eingereicht worden sein. Die Manuskripte müssen in zweifacher Ausfertigung und als lose Blätter ohne Heftung eingesandt werden. Hinzu kommen Kurzbiografie mit Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Auf den Manuskripten darf der Name des Absenders nicht erscheinen. Die Bewerbungen gehen unter dem Kennwort „open mike“ an: Literaturwerkstatt Berlin, Knaackstraße 97 (Kulturbrauerei), 10435 Berlin.

Und eine weitere Institution deutscher Kultur und Bildung lebt noch immer, seit 125 Jahren: der Duden. Am 7. Juli feiert die Rechtschreibinstanz des deutschen Sprachraums ihren Geburtstag. 1880 war sie in Leipzig als „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ erschienen. Aus dem mit bescheidenen 27.000 Wörter zählenden Kompendium des Lehrers Konrad Duden ist mittlerweile ein Leitfaden für phonetische und grammatikalische Probleme geworden. Während die 1.152 Seiten dicke 23. Auflage in den Buchläden steht, sitzt die Duden-Redaktion bereits an der Überarbeitung der 125.000 Stichwörter langen Liste.