5 dinge, die wir von ali mitgutsch gelernt haben:
1 Bilder können Generationen verbinden
Am Montag ist Ali Mitgutsch mit 86 Jahren gestorben. Berühmt sind seine Wimmelbilder, sie haben Generationen von Kindern die Freuden des genauen Hinschauens gelehrt. Und so füllte sich das Internet schnell mit Erinnerungen an Stunden, die man als Kind (und später oft als Elternteil) vor den Büchern verbracht hatte.
2 Man kann demokratisch zeichnen
In Mitgutschs Bildern schaut man von oben auf viele kleine Szenen, die alle gleichzeitig passieren – im Freibad, auf der Baustelle, am Rodelhang. Die Menschen zeichnete er, egal ob nah oder weiter weg, gleich groß. Das habe der alte Merian bei Stadtansichten auch so gemacht, erzählte er einmal: „Ich habe es ‚demokratische Perspektive‘ genannt, weil keiner im Bild schlechter oder besser behandelt wird.“
3 Kinder müssen Dinge allein machen dürfen
In Zeiten von Elterntaxis und durchgeplanten Kindernachmittagen erinnern die Wimmelbilder an eine Welt, in der Kinder ohne Beaufsichtigung durch die Gegend strolchen. Der anarchische Witz der Bücher stammt auch daher, dass man ihnen beim wilden Spielen oder Zeittotschlagen zuschaut, die Erwachsenen meist weit weg. Ali Mitgutsch war überzeugt, dass Kinder am besten ohne Anleitung spielen.
4 Es kann immer noch alles gut werden
1968 erschien das erste Wimmelbuch. Von Anfang an begleitete Mitgutsch der Vorwurf, er schaffe Idyllen fernab der Wirklichkeit. Er solle schwarz-weiß zeichnen, forderten einige 68er. Die Kinder würden in eine Scheißwelt geboren, gegen die sie kämpfen müssten. Mitgutsch sah das anders. Er wollte keine heile Welt zeigen, „aber eine heilbare, in der es immer die Möglichkeit gibt, dass sich alles zum Guten wendet“.
5 Irgendwo pinkelt immer ein kleiner Junge hin
Zum Wimmelbild-Anschauen gehört die Suche nach Details, die in Variationen immer wieder auftauchen. Fester Teil der Wimmelwelt sind kleine Jungs, die irgendwo hinpinkeln. Das habe Kindern besonders gefallen, erzählte Mitgutsch. Wohl auch, weil sie merkten: Da versteht jemand genau, dass man sich nicht immer an die Regeln der Erwachsenen halten und bis zur nächsten Toilette warten kann. Jan Pfaff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen