: Zu viel gespritzt
In Hannover bekamen 21 Kinder eine Erwachsenendosis Corona-Impfstoff. Bislang gibt es keine stärkeren Nebenwirkungen
Von der Panne im Corona-Impfzentrum am Zoo in Hannover sind weniger Kinder betroffen als zunächst angenommen. Am Montagnachmittag erhielten 21 Jungen und Mädchen eine für Erwachsene vorgesehene höhere Impfstoffdosis, wie der Präsident der Region Hannover, Steffen Krach (SPD), am Dienstag erklärte. Tags zuvor war entsprechend der falsch aufgezogenen Spritzen noch von 42 Kindern die Rede gewesen. Grund für die Panne sei menschliches Versagen, hieß es.
Für die Kinder war eigentlich die Biontech-Impfdosis für Fünf- bis Elfjährige vorgesehen gewesen. „Dieser Fehler ist passiert beim Aufziehen der Impfspritzen“, sagte Krach. „Das darf nicht passieren.“ Stärkere Nebenwirkungen bei den betroffenen Kindern seien bisher jedoch nicht bekannt.
Krach bat die Kinder und ihre Familien um Entschuldigung und kündigte Konsequenzen an: So sollen am Zoo, wo Mitte Dezember auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Kinder geimpft hatte, künftig nur noch Kinder die Spritzen bekommen. Bisher war dies auch für Erwachsene möglich. Außerdem sollen die Abläufe im Impfzentrum bis auf Weiteres von zusätzlichem medizinischen Personal kontrolliert und die aufgezogenen Spritzen eindeutig gekennzeichnet werden.
Der Leiter des Corona-Krisenstabs des Landes, Heiger Scholz, erklärte, die Panne sei der erste Fall dieser Art, der dem Land gemeldet worden sei. Bundesweit ist es jedoch nicht der erste Fehler bei den Kinderimpfungen: Bereits kurz vor Weihnachten waren in einem Impfzentrum im nordrhein-westfälischen Kreis Olpe drei Kinder mit dem für ihr Alter nicht zugelassenen Mittel von Moderna geimpft worden. Ein Elternpaar stellte Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Die Region Hannover hatte am Montag mitgeteilt, dass nach Einschätzung der Fachärztin des Gesundheitsamtes, Marlene Graf, von der höheren Konzentration keine gravierenden Folgen zu erwarten seien. Der Direktor der Lungenklinik an der Medizinischen Hochschule Hannover, Tobias Welte, sagte der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, es sei nicht auszuschließen, dass das Dreifache der empfohlenen Dosis zu erhöhten Nebenwirkungen führen könne – etwa zu Fieber und anderen grippalen Symptomen. In den Zulassungsstudien sei es aber bei einigen Kindern ebenfalls zu Überdosierungen gekommen, „ohne dass etwas passiert ist“. Welte riet den Betroffenen dennoch, sich in den nächsten Tagen vom Kinderarzt kontrollieren zu lassen.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte bei seinem Besuch im Impfzentrum am Zoo gelobt, dass Kinder, die sich impfen lassen, „sich selbst einen Gefallen tun, aber auch der Gesellschaft“. (dpa)
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