taz🐾sachen
: taz-Besuch von „Querdenkern“

Eher aus Spleen denn mit Arbeitsauftrag wollte ich mir am Silvestertag das letzte Aufbäumen des Jahres der Coronaleugnerszene in Berlin anschauen. Einen Blick werfen auf den sechs Stunden währenden Autokorso und den als „Großdemo“ geframten unangemeldeten Auflauf, dessen Startpunkt erst zwei Stunden vor Beginn ausgegeben wurde. Weil Berlin weder Brandenburg noch BaWü ist, also weder voller Nazis noch Esos, sammelten sich am Kreuzberger Moritzplatz nur ein paar Dutzend „Erwachte“. Eine eigene Demo kam nicht zustande, stattdessen Fußvolk mit einem 70 Autos umfassenden Konvoi auf „Medientour“, der just den nahe gelegenen Springer-Verlag ansteuerte. Wie undankbar, ist doch die Bild-„Zeitung“ mit ihrer Hetze gegen Wis­sen­schaft­le­r:in­nen und Coronamaßnahmen voll auf „Querdenken“-Kurs. Passender war der Besuch der Pan­de­mi­e­leug­ne­r:in­nen dann schon bei der taz, auch wenn dort an diesem Tag niemand arbeitete. Ich empfing die De­mons­tran­t:in­nen auf dem Balkon. „taz lügt“ schallte es hinauf. Den Angriff auf die Pressefreiheit kleidete ein Redner in die Frage: „Warum lasst ihr euch zum Sprachrohr der Kabale machen, des Kapitals?“ Unterdessen beklebten andere die Eingangstür mit ihrer Propaganda – ungestört von der Polizei, die nicht einmal aus ihren Autos stieg. Meine Twitter-Dokumentation der Ereignisse wurde später im Telegramkanal der Veranstalter verächtlich gemacht – Alltag in einer Gesellschaft, in der #AusgebranntePresse trendet. Dokumentieren aber werden wir auch 2022. Schönen Gruß vom „Hilfspropagandisten“. Erik Peter