: „Wir setzen auf Arnold Schwarzenegger“
Die Hoffnung ruht auf den umweltbewussten Bürgermeistern und Gouverneuren, die in den USA etwas für den Klimaschutz tun, sagt Bundesumweltminister Jürgen Trittin
taz: Herr Trittin, George Bush lehnt klare Beschlüsse ab, um die Erwärmung zu stoppen. Was tun?
Jürgen Trittin: Immerhin sagt Bush zum ersten Mal öffentlich, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Bedauerlich ist, dass er keine Maßnahmen ergreifen möchte. Stattdessen will er forschen und neue Technologie fördern.
Ist Bush nicht ehrlicher? Die anderen geloben, sich zu bessern, weltweit nehmen die Klimagase aber zu.
Da wäre ich zurückhaltender. Das Vereinigte Königreich und Deutschland haben ihre Emissionen signifikant gemindert – gerade in der letzten Zeit. Ich rate dringend dazu, nicht in einen Fatalismus zu verfallen.
Jedenfalls reicht der deutsche Beitrag nicht, wenn Klimagase anderswo nicht gedeckelt werden. Ihnen ist es gelungen, die Russen zu überzeugen. Warum waren sie bei den US-Amerikaner nicht so erfolgreich?
Wir sind Vorreiter, keine Stellvertreter. Die US-Bürger emittieren zweieinhalbmal so viel Treibhausgase wie der Durchschnittseuropäer. Da ist umsteuern sehr viel schwerer.
Was haben Sie den Russen geboten? Etwa den WTO-Beitritt?
Nein, wir haben ihnen das Kioto-Protokoll gegeben. Russland profitiert davon. Umweltfreundliche Technologien können ein Exportmotor sein.
Das Kioto-Protokoll ist nach ewigem diplomatischem Gezerre extrem belastet. Sollte man sich davon verabschieden oder zumindest den Begriff ändern?
Nein, denn es gibt keine Alternative zu dem Abkommen der 150 Staaten. Globale Erwärmung kann nur global, also multilateral bekämpft werden. Das Kioto-Protokoll endet 2012. Für die Zeit danach brauchen wir eine neue Einigung – damit die globale Erwärmung zwei Grad nicht überschreitet. Vor 2012 werden wir die USA, den größten Emittenten, nicht mehr gewinnen, aber die Amerikaner müssen bereits jetzt zu Hause aktiv werden.
Sie setzen darauf, dass den Amerikanern Alaska wegtaut, dass das Pentagon bereits vorm Klimawandel warnt – und sich die US-Regierung bewegt?
Wir brauchen mehr Arnie. Ich setze auf Bürgermeister und Gouverneure, wie Arnold Schwarzenegger, die jetzt schon handeln. Ich setze auf die US-Firmen, die am Klimaschutz verdienen wollen.
Aber Bush hält Klimaschutz für zu teuer – und wirtschaftsfeindlich.
Ein Sonnenkollektor ist heute aber beispielsweise schon ohne Zuschuss marktfähig. Vor sieben Jahren war das noch nicht so.
Falls Sie Bush nicht überzeugen können, sollen auf dem G-8-Treffen nun nur 7 Staaten eine Klimaerklärung verabschieden – Bush außen vor bleiben. Ist das eine gute Idee?
Es ist eine bessere Idee, die USA dazu zu bringen, zu Hause etwas gegen den Klimawandel zu tun.
Wie soll das gehen?
Die Staaten werden sich zur Verbesserung der Energieversorgungssicherheit und zur Reduzierung von Umweltbelastungen und Treibhausgasemissionen bereit erklären.
Wird ein internationales Abkommen wie das Kioto-Protokoll im Kommuniqué erwähnt?
Warten Sie es ab.
INTERVIEW: HANNA GERSMANN