: Meckern, träumen, utopieren
Im „Sommercamp“ stellten 40 junge Menschen Forderungen an den neuen Bundestag – eines der Projekte der taz Panter Stiftung 2021Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Eine glückliche Überpopulation an Thunfischen springt freiwillig aus dem blühenden Riff ins Boot des Kleinfischers.“ Wie bitte? Wo soll denn das passiert sein? Nun ja – im Slot „Träume und Utopien“ des „Sommercamps“, das die taz Panter Stiftung im August 2021 organisiert hatte. 40 Menschen von 16 bis 28 Jahren, mehrheitlich weiblich oder diverser Herkunft oder nichtakademisch, kamen für vier Tage in und außerhalb der taz-Räume zusammen. Ihr gemeinsames Sinnen und Trachten: sich auf zehn konkrete Forderungen an den neuen Bundestag zu einigen, sie Jungpolitiker:innen in einer Podiumsdiskussion entgegenzuschleudern und mit Artikeln in einer dann am 24. 8. erschienenen taz-Beilage zu begründen.
Und so geschah es. In fünf Teams zu den Themen Klima, Arbeit, Außenpolitik, Gender und Rassismus sowie Bildung rauften sich die jungen Leute aus ganz Deutschland zusammen. „Meckern“ und die Regierung kritisieren, die erste Aufgabe, war ja noch leicht. „Träumen und Utopien entwerfen“ schon etwas schwerer. Und daraus im nächsten Schritt zehn Forderungen zu extrahieren war durchaus vertrackt. Wie macht man aus imaginierten Thunfischschwärmen eine politische Forderung? Doch wohl nur, wenn man die schöne Konkretion zugunsten der schnöden Abstraktion aufgibt. Die Fische tauchten im Meer der Abstraktion unter und wurden zum „Abbau aller klimaschädlichen Subventionen“.
Am dritten Tag war Polit-Talk angesagt. Kevin Kühnert (SPD), Jakob Blasel (Grüne) und Kim Thy Tong (CDU) als Vertreter:innen jener Parteien, die am wahrscheinlichsten an der nächsten Regierung beteiligt sein würden, reagierten live auf Youtube und nicht immer geschickt auf die vorgetragenen Forderungen der Jungen. Und am vierten Tag galt es für das Team schließlich, die Begründung für die Forderungen auf vier taz-Seiten unterzubringen.
Alles in allem eine Erfahrung, die vom Gründergeist der taz durchweht wurde: Alle, die wollen, können sich journalistisch ausprobieren. „Das Camp war ausgezeichnet organisiert, die Betreuung durch die taz toll, aber der Prozess nicht in allem stimmig“, resümiert etwa der Thunfischschwärmer. Ihn störte unter anderem, dass die Forderungen nicht priorisiert wurden. An die erste Stelle rutschte ziemlich zufällig das Verlangen nach „unabhängigen Polizeibeschwerdestellen“, lange vor jenem nach „Abbau aller klimaschädlichen Subventionen“ und „Entsiegelung und Renaturierung von mehr Flächen“. Da hätten sie wohl alle miteinander nicht aufgepasst, sagt der Thunliebhaber.
Das Format hat sich also bewährt. Deshalb wollen wir auch 2022 jungen Menschen die Chance geben, in die taz reinzuschnuppern. Deshalb freuen wir uns über jede Spende, die ein neues Camp unterstützt.
Mit herzlichen Grüßen
Ute Scheub
Mitglied Kuratorium taz Panter Stiftung
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