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Archiv-Artikel

Von der EM an die Weser

Von RLO

Viele Sportinteressierte denken bei seinem Namen eher an Leichtathletik als an Fußball. Während der tschechische Verteidiger Theodor Gebre Selassie mit seinem Wechseln vom tschechischen Meister FC Slovan Liberec zum SV Werder gerade den nächsten Schritt seiner Karriere macht, ist der äthiopische Langstreckenläufer Haile Gebrselassie längst eine Legende. Verantwortlich für die Namensvetternschaft ist Theodors äthiopischer Vater Chamola, der vor über 30 Jahren nach Deutschland kam und seinen Namen angeblich änderte, nachdem Gebrselassie bei Olympia 1996 über 10.000 Meter Gold geholt hatte.

Nun hat Theodor aus dem Land seines Vaters neben dem Namen auch die Hautfarbe geerbt, und das führte dazu, dass gegnerische Fans ihn beim 4:1 der Russen gegen Tschechien rassistisch beleidigten. „Ich will nicht als Spieler in Erinnerung bleiben, der bei der EM ausgebuht wurde“, hat sich Selassie vor seinem Wechsel zu Werder Bremen vorgenommen. „Die Leute sollen mich wegen meiner Leistung akzeptieren.“

Die sportliche Leitung der Bremer hatte den offensivstarken Rechtsverteidiger schon länger im Visier und fühlt sich in ihrer Einschätzung durch die EM bestätigt. Dort hatte er unter anderem im Viertelfinale dem Superstar Cristiano Ronaldo als Gegenspieler das Leben schwer gemacht. „Alle konnten sich während der EM von seinen Fähigkeiten überzeugen“, so Werder-Trainer Thomas Schaaf.

Dass man sich bei der EM auch noch aus einem fast perfekten Vertrag herausspielen kann, hat gerade Selassies direkter Vorgänger bei Werder bewiesen. Sebastian Boenisch, der ein stark leistungsbezogenes Angebot der Bremer abgelehnt hatte, schien mit dem VfB Stuttgart bereits handelseinig zu sein. Laut den Stuttgarter Nachrichten verzichten die Schwaben nun doch auf Boenisch. Gründe seien seine Verletzungsanfälligkeit und die mäßigen Leistungen bei der EM.

Die Verpflichtung Theodor Gebre Selassies deutet darauf hin, dass Thomas Schaaf seinen Kapitän Clemens Fritz in der kommenden Saison im Mittelfeld einsetzen möchte. In der letzten Saison rotierte Fritz zwischen Abwehr und Mittelfeld, was seiner Leistung besonders in der Schlussphase nicht zuträglich war. Keine Bewegung gibt es weiterhin in Werders größter Problemzone, dem Angriff.

Dort wird nach den Abgängen von Claudio Pizarro und Markus Rosenberg noch mindestens ein hochkarätiger Neuzugang gesucht. Der Wunschkandidat ist weiterhin Bayern Münchens Edelreservist Nils Petersen. Den wollen die Bayern aber erst abgeben, wenn sie selbst noch einen neuen Stürmer an der Angel haben. RLO