piwik no script img

Wenig Differenzen

In einer letzten Runde haben die Kandidaten viel gemeinsam

Von Pascal Beucker

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das war wohl die Idee dahinter, als die drei Bewerber um den CDU-Vorsitz beim „Townhall-Meeting“ am Mittwochabend im Konrad-Adenauer-Haus ihre Abschlussstatements mit einem selbst gewählten Foto verbinden sollten. Und es hat funktioniert. „So stelle ich mir die Zukunft der CDU vor“, startete Friedrich Merz und zeigte ein Bild mit ihm im Vordergrund, umrahmt von seinem Wunschgeneralsekretär Mario Czaja und dessen erhoffter Stellvertreterin Christina Stumpp.

Auch auf Norbert Röttgens Bild ist ein Trio mit ihm in der Mitte zu sehen, nur dass neben ihm seine Frau und seine Tochter stehen. Mit dem Familienschnappschuss will Röttgen seine Bodenständigkeit demonstrieren. Wenn er mal in Zweifel gerate, dann schaue er in die strahlenden Augen und das glückliche Gesicht seiner Tochter. „Und dann weiß ich, wofür ich Politik mache“, menschelt Röttgen. Bei Helge Braun sind ganz viele zu sehen, nur er selbst nicht. Sein Foto zeigt jüngere Christdemokrat:innen, die über den Wahlsieg 2013 jubeln, „als wir über 40 Prozent bekommen haben“. Da wolle er schnell wieder hinkommen.

Es ist kein Schlagabtausch, den sich Merz, Röttgen und Braun bei ihrem Aufeinandertreffen liefern. Bei der Beantwortung der Fragen von 25 ausgewählten Parteimitgliedern im Publikum, deren Themen zuvor aus Online-Zusendungen ausgewählt worden waren, pflichten sie sich sogar mehrfach bei. Nicht mal beim Streitthema Frauenquote, von Merz früher strikt abgelehnt, streiten sie miteinander. Nur in der Tonlage lassen sich die Unterschiede dann doch hören. Da kann Merz trotz all seiner Bemühungen nicht verbergen, deutlich konservativer strukturiert zu sein.

Alle drei reklamieren für sich, die CDU erneuern zu wollen. Jeder auf seine Weise: Der eine gibt den zupackenden Machertyp, der andere den Modernisierer mit dem Blick für die großen Linien. Und dann ist da noch der staatstragende Integrator. Die CDU bräuchte einen Vorsitzenden, der „die Fähigkeit hat, auch viele andere Gesichter neben sich strahlen zu lassen“, sagt Braun. Das schafft Merkels Noch­kanz­ler­amtschef bereits an diesem Abend. So hervorragend, dass ihn die Moderatorin sogar einmal übersieht und nach den Antworten der anderen beiden einfach zur nächsten Frage übergehen will. „Nee, zu Helge Braun noch“, springt ihm Röttgen generös bei. Röttgen ist auch diesmal wieder der Eloquenteste des Trios. Aber ob das reichen wird, um den Favoriten Merz zu schlagen?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen