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Archiv-Artikel

Braunschweig stellt einen neuen Saurier vor Der Stachelschwänzige

Man muss sich das Leben eines „Spinophorosaurus nigerensis“ eher ruhig vorstellen. In kleinen Gruppen standen die Riesenechsen in der Landschaft des jurassischen Kontinents „Gondwana“ und bewegten sich möglichst wenig. Mussten sie auch nicht. „Die haben ihren Hals hin- und hergeschwenkt und alles gefressen, was erreichbar war“, sagt der Direktor des Naturhistorischen Museums Braunschweig, Professor Ulrich Joger.

Joger gehört zu den „Erstbeschreibern“ des neuen Sauriers, wie es in der Paläontologie heißt. Genau genommen ist er sogar der Erstsichter. 2005 hatte er im Niger ein Skelett der bis dahin unbekannten Sauriergattung entdeckt, 2006 hatte er es freigelegt. Als er sich 2007 mit einem Ausgrabungsteam am Fundort eintraf, war das Skelett verschwunden – ein spanisches Forscherteam war ihm zuvorgekommen. „Mit den spanischen Kollegen standen wir anfangs auf Kriegsfuß“, sagt Joger.

Sein Team fand ein anderes Skelett des „Spinophorosaurus nigerensis“, das fast ebenso gut erhalten war, und brachte es nach Braunschweig. Mit den Spaniern verständigte man sich zähneknirschend auf eine Zusammenarbeit. Ein neutraler Paläontologe aus Bonn, Kristian Remes, übernahm die Beschreibung des neuen Sauriers. Er durfte auch den Namen vergeben, der „stacheltragende Echse aus dem Niger“ bedeutet.

Der neue Saurier gehört zu den Sauropoden, jenen Riesenechsen auf säulenförmigen Beinen. „Sozusagen ein Elefant mit langem Hals und langem Schwanz, und auch so groß wie ein Elefant“, sagt Joger. Gegen seine Feinde wehrte er sich mit seinem namensgebenden Stachelschwanz. „So eine Art Hellebarde, mit der pendelte er hin- und her.“

Den Schwanz hatte Spinophorosaurus nigerensis nötig. In seiner Nähe fanden die Braunschweiger Forscher Fußspuren von Raptoren, kleinen, nur menschengroßen Raubsauriern, die den trägen Kolossen überlegen waren: Dank eines größeren Gehirns waren sie intelligenter, sie jagten in Gruppen, und verfügten über eine „Mörderkralle am Hinterfuß“ (Joger), mit der sie den Bauch eines großen Sauriers aufschlitzen konnten.

Zum Dank dafür, dass sie Knochen mitnehmen durften, haben die Braunschweiger Forscher eine Schule für die Tuareg gespendet. Das spanische Team habe ein Museum versprochen, sagt Joger, „aber davon hat bis jetzt keiner was gesehen“. Sollte das Museum doch gebaut werden, könnten die Knochen zurückgegeben werden – falls ihre Sicherheit gewährleistet sei. Es handele sich um „Typusexemplare“, sagt Joger. „Und die müssen auf ewig verwahrt werden.“ DANIEL WIESE

Ab dem 21. Oktober im Naturhistorischen Museum Braunschweig