berliner szenen
: Kette
der Störungen

Ich kann mich noch genau erinnern, wie die Hand gegen die schon fast leere Bierflasche stieß, wie Bier auf die Tastatur floss; wie Bier aus den Anschlussbuchsen des Laptops tropfte …, und wie der Freund am nächsten Tag auch nichts mehr machen konnte. Die Daten würden sich wohl noch retten lassen, aber zunächst brauchte ich einen neuen Laptop.

Online ist er billiger als offline. Nur ein paar Zeichen trennen mich vor dem Abschluss des Bezahlvorgangs. Irgendwas stimmt nicht mit der Online-ID, die ich mir letztes Jahr bei „meiner“ Bank besorgt hatte. Ich hatte sie noch nie benutzt und jetzt funktionierte das Passwort nicht. Später, als ich schon bei M. war, dachte ich, vielleicht war nach dem Benutzernamen gefragt worden und ich Idiot hatte das Passwort eingegeben. Bei den Versuchen am nächsten Tag wurde aber doch wieder nach dem PW und nicht der Online-ID gefragt und es ging nicht.

Irgendwo lagen noch ungeöffnete Briefe meiner Bank. In einem wurde ich aufgefordert, irgendwelchen veränderten Benutzungsverordnungen bis spätestens vor einer Woche zuzustimmen, andernfalls würden die Banditen ein Ende der Geschäftsbeziehung in Erwägung ziehen. Vielleicht hatte meine Bank schon Sachen deaktiviert und alles würde nach meiner Zustimmung wieder gehen. Zum Glück ging das via QR-Code. Der Zustimmungsvorgang scheiterte wohl daran, dass ich keine brauchbare Unterschrift in den Bildschirm des Smartphones schreiben konnte.

Es war schon Nacht. Statt ins Bett ging ich mit meiner händisch ausgefüllten Zustimmung zur Post, weil die Briefkästen dort jeden Tag entleert werden. Es ist still. Ich denke an M. und wie schön es ist, ihn jeden Samstag zu besuchen und wie er zum ersten Mal seit Jahren gesagt hatte, es ginge ihm eigentlich gut. Und dass in ein paar Tagen die Schach-WM beginnt. Detlef Kuhlbrodt