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Archiv-Artikel

Olympiastadt, unbedingt!

Die Olympischen Sommerspiele 2012 finden zwar in London statt, trotzdem will Hamburg sich weiter bewerben. Roland Baar vom Nationalen Olympischen Komitee NOK über die Aussichten

Interview: Daniel Wiese

taz: Herr Baar, der Hamburger Erste Bürgermeister Ole von Beust hat angekündigt, eine Sammelbewerbung für die Olympischen Spiele bis 2028 abzugeben. Wie schätzen Sie die Chancen Hamburgs ein?

Roland Baar: Das Präsidium des NOK hat ja bereits festgelegt, wie das Bewerbungsprocedere in Zukunft aussehen soll. Eine mögliche Bewerbung wird im Präsidium oder einem kleinen Gremium abgestimmt werden. Dort wird auch geklärt, ob es die Sommer- oder die Winterspiele sein sollen, und welche Stadt es sein soll. Das ist ein langwierigeres Procedere.

Was es das nicht bisher auch schon? Da hatte sich ja dann Leipzig gegen Hamburg durchgesetzt.

Das wird diesmal etwas pragmatischer als die Entscheidung mit Leipzig, die war ja sehr schwierig und kompliziert. Sonst hätten wir Leipzig auch nie gewählt als Stadt. Das neue Procedere wird auf die bisherigen Erfahrungen mit Berlin für 2000 und Leipzig für 2012 aufbauen und kann so bestimmte Fehler ausschließen. Es hat einfach viel zu viel Spielraum gegeben, die falsche Stadt zu wählen.

Was halten Sie denn nun von der Hamburger Strategie der Dauerbewerbung, für alle Spiele bis 2028 Bewerbungen einzureichen?

Wenn Hamburg den Zuschlag erhalten würde ...

vom Nationalen Olympischen Komitee ...

... dann ist das die absolut richtige Strategie. Wir müssen wegkommen von dem Gedanken, dass eine deutsche Bewerbung es gleich schaffen muss. Das ist bisher so gut wie niemand gelungen, außer jetzt London, aber das es ist eben schwierig. Eine andere Frage ist, ob eine europäische Bewerbung für 2016 jetzt noch Sinn macht. Für mich hat allerdings der Sieg von London gezeigt, dass es keine festen Regeln gibt. All das, von dem man vorher denkt, es ist richtig und wahr, muss im Moment der Wahl so richtig und wahr nicht sein. So gesehen glaube ich, dass es für eine deutsche Bewerbung 2016 durchaus eine sehr realistische Chance gibt.

Das wäre aber doch ein Überraschungssieg, oder?

Nicht nur. Das Konzept, das Hamburg hatte, war ja ausgezeichnet, damit kann man ins Rennen gehen. Ich glaube, dass man eine Gratwanderung gehen muss. Man muss sagen, okay, ich bewerbe mich für 2016 und konzentriere mich mit aller Kraft auf 2016, aber ich weiß trotzdem im Hinterkopf, dass, wenn das nichts wird, dann probier ich es 2020 noch mal.

Hat Hamburg international einen Ruf als Stadt des Sports?

Hamburg hat ja bereits „Sportstadtkonzept“ aufgebaut. Ich meine schon, dass man das machen kann. Hamburg als Stadt hat schon einen Namen, und das Sportimage von Hamburg wird sich in den nächsten Jahren noch vertiefen.

Also eigentlich denkt man bei Hamburg als Sportstadt höchstens an das Tennisturnier am Rothenbaum, oder? Ansonsten steht Hamburg doch eher für Hafen, vielleicht noch für die Musikszene.

Gut, aber Sport hat in Hamburg eine große Tradition, der Vereinssport, so wie wir ihn heute kennen, wurde auch hier begründet. Ich war ja Ruderer, Hamburg hat den ältesten Ruderverein Deutschlands und damit auch einen der ältesten Sportvereine. Ich denk mal, da gibt es schon eine große Sporttradition. Es gibt sehr viele Gründe, die für Hamburg sprechen, und die können doch für sich sprechen. Aber wie gesagt, jetzt muss das Nationale Olympische Komitee entscheiden.