: Vier Dinge, die wir von Bettina Gaus gelernt haben
Wir trauern um Bettina Gaus. 30 Jahre lang hat sie für die taz gearbeitet, zweifellos war sie eine der wichtigsten politischen Stimmen der taz-Geschichte. Als sie im Frühjahr zum Spiegel ging, haben wir festgestellt, was Bettina uns alles beigebracht hat. Dies ist, was wir aufschrieben – aus traurigem Anlass haben wir es leicht verändert und ergänzt.
1. Nimm dir den Raum, den du zum Rauchen brauchst
Es war November 2016, die Nacht, in der Donald Trump gewählt wurde. Wir waren live dabei, noch in der Rudi-Dutschke-Straße. Es war spät, die Stimmung kippte. Wir mussten rauchen. Aber in der taz gab es keinen Raucherraum, und so saßen wir bis spät in der Nacht im Büro der Vizechefredakteurinnen und rauchten. Und obwohl alles an dem Abend falsch war, fühlte es sich so richtig an, mit dir in diesem Zimmer, in diesem Haus.
2. Geh da hin, setz dich rein
Männer sind durchsetzungsfähig – Frauen wahlweise zickig, schrullig oder quotiert. Diese männliche Haltung muss dir tonnenweise in Talkshows begegnet sein. Dort saßest du ja auch schon zu Zeiten, in denen nicht zwingend mindestens eine Frau dabei sein musste. Nie (oder hoffentlich selten) bist du der Illusion erlegen, die Gedanken des Typen neben dir könnten gewichtiger sein als deine eigenen.
3. Sage, was dir wichtig ist
In Talkshows müssen manche unfreiwillig lernen, dass es ein Fehler sein kann, auf Fragen direkt antworten zu wollen. Du wusstest das. Du hast gesagt: „Nimm dir drei Dinge vor, die du auf jeden Fall sagen willst. Die anderen hören dir eh nicht zu – warum solltest du auf sie eingehen?“ Vielleicht ist das ja im ganzen Leben so: Man muss unterscheiden können zwischen der Show – und dem Gespräch, auf das es ankommt.
4. Zieh das durch
Einerseits und andererseits, Ambivalenzen und Unschärfen: Daraus besteht das Leben sowieso. Manchmal muss man Dinge aber auch einfach mal durchziehen. Das hast du getan, Bettina. Du wirst uns fehlen. Die taz-Chefredakteurinnen Barbara Junge, Ulrike Winkelmann, Katrin Gottschalk
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