: Wenn der Durst schnell gelöscht werden will
Leipzig-Probstheida,
6.550 Einwohner.
Der Stadtteil war während der Völkerschlacht 1813 noch ein Dorf. Hundert Jahre später wurde dort das berühmte Denkmal eingeweiht.
Die Sonne knallt aufs Völkerschlachtdenkmal, die Leipziger Halbmarathonist:innen triefen vor Schweiß. „Da kommen die nächsten! So viele! Wahnsinn!“, schreit der Moderator gegen Helene Fischers „Atemlos“ an. Sehr viele durstige Menschen überqueren die Ziellinie. Alle stürzen sich auf den ersten Tisch mit Getränken. Es gibt noch mehr Tische. Aber die sind weiter hinten und nach 21,0975 Kilometern reicht es auch irgendwann mal.
Ohnehin kann man sich bei dieser Heldentat so einiges erlauben. Littering etwa ist bei Laufereignissen völlig legitim. Mit Bechern und Bananenschalen um sich zu werfen, ist keine Sauerei, sondern zeugt von Professionalität.
„Wir füllen auch nach“, brülle ich die an, die rechts nach einem neuen Becher greifen, während sie mit der Linken fünf alte in die Tonne schmeißen. Irgendwann reicht es dem Kollegen und er sucht den Moderator. Als das „benutzt eure Becher doch bitte mehrmals“ ertönt, ist die Musik aber schon aus und die Tonnen quellen über. Jetzt kommen nur noch diejenigen an, für die der Weg das Ziel war. Die haben auch ihre eigenen Flaschen dabei und fragen strahlend nach einem Refill. Teresa Wolny
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