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Liturgischer Dämmer

Am Scheideweg scheidender Politiker

MerkelDämmerFoto: ap

So höret, ihr Leserschaft, was sich zu Berlin mitten in der Mitte gestern zugetragen hat: „Ökumenischer Gottesdienst zur Konstituierung des Deutschen Bundestages: Unsere Gesellschaft muss zusammengehalten werden“, schrieben uns beschwörend die christlichen Pressestellen der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz „zeitgleich“. Wort-und kirchengewaltige sogenannte Prälaten warben demnach um Kitt im Angesicht der Kacke, die uns einholt. Bei der Gardinenpredigt anwesend waren Bundesredepräsident Steinmeier, die am Scheideweg scheidende Bundesrautekanzlerin Merkel sowie der scheidende Bundesspartagspräsident Schäuble. Besonders Merkel, überliefert ist, dass sie unter der Kirchenbank dezent ihren Wie-viele-Tage-noch-Abreißkalender bediente, gelang es denoch im Prozess des Scheidens demütig dem Kirchensenf zu lauschen. So forderte der katholische Prälat Jüsten, „gleichsam Senfkörner“ ab jetzt in der Politik zu pflanzen; der lutherische Prälat Dutzmann sprach sich indirekt für Jesus als neue Partei aus, denn „der Name Jesus steht (…) für die Hoffnung, dass es gut ausgeht – mit uns und mit dieser Welt.“ In diesem Sinne: Senf für alle!

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