: Signalkrebs gegen Edelkrebs
Der Bestand des streng geschützten Europäischen Edelkrebses ist bedroht – durch eingewanderte Verwandte
Invasive Flusskrebsarten breiten sich in Schleswig-Holstein immer weiter aus – mit Folgen für die einheimischen Verwandten. Der Signalkrebs und auch der Kamberkrebs stellen eine sehr ernsthafte Bedrohung für den einheimischen Edelkrebs dar, wie das Umweltministerium in Kiel mitteilte. „Die invasiven Krebsarten sind so stark verbreitet, dass die letzten bekannten Edelkrebsvorkommen dort, wo eine Chance besteht, geschützt werden müssen oder auch gezielt Maßnahmen zur Ansiedlung stattfinden.“
Auch in der Schlei kommen die aus Nordamerika stammenden Signalkrebse, die an den weißen Flecken auf den Scheren zu erkennen sind, mittlerweile vor. Schleifischer Jörg Nadler hat die Krebse seit Anfang August vermehrt in seinen Fischreusen und schlägt Alarm. Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass in der Schlei überhaupt Europäische Edelkrebse leben. Nadler war derjenige, der auf die streng geschützte Art aufmerksam machte – nachdem er immer wieder Exemplare in seinen Reusen gefunden hatte.
„Dieses Jahr habe ich weit über 100 gefangen“, sagt Nadler. Er hat eine Genehmigung, die Europäischen Edelkrebse zu Forschungszwecken zu fangen. Nach der Dokumentation etwa von Geschlecht und Größe werden die Tiere wieder zurück in die Schlei gesetzt. In den letzten Wochen war kein europäischer Krebs mehr unter seinen Fängen. Er habe daher die Sorge, dass der aggressive Signalkrebs seine einheimischen Verwandten auch aus der Schlei verdrängt.
Eigentlich Süßwasserbewohner
2018 wurde das Edelkrebsvorkommen in der Schlei in einem Forschungsprojekt systematisch untersucht. Ergebnis: Die Edelkrebse, die eigentlich Süßwasserbewohner sind, kommen auch in dem Brackwasser in der Kleinen und Großen Breite sowie in der mittleren Schlei bis nach Sieseby vor. Signalkrebse sind in dem Untersuchungszeitraum keine gefunden worden. Jetzt wanderten diese jedoch verstärkt aus der Füsinger Au in die Schlei, sagt Projektleiter Kai Lehmann vom Institut für nachhaltiges Ressourcenmanagement (INR), mit dem Nadler zusammenarbeitet. Die Ursache für die Einwanderung sei unbekannt und auch, wie sich das Vorkommen entwickelt.
Die Signalkrebse wurden in Europa gezielt aus wirtschaftlichen Gründen ausgesetzt. Die Krebspest hatte in den 1960er-Jahren die Bestände der einheimischen Edelkrebse bereits beträchtlich dezimiert. Um den Verlust zu kompensieren, wurde daher der Signalkrebs ausgesetzt. (dpa)
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