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Bloß kein Freiheitstag – nur Impfen hilft

Die Bundesregierung will keinen Freedom Day und lehnt die Aufhebung aller Maßnahmen ab. Biontech/Pfizer beantragt die Impfstoffzulassung für Kinder

Von Felix Lee

Die Zahl der gemeldeten Coronaneuinfektionen sinkt zwar seit einigen Tagen. Der bundesweite 7-Tage-Mittelwert betrug am Montag 8.957, das sind 14 Prozent weniger als eine Woche zuvor. Und auch auf den Intensivstationen steigt die Zahl der neu aufgenommenen Coronapatient:innen nicht mehr. Forderungen nach einem festen Datum für ein Ende aller Corona-Auflagen hat die Bundesregierung dennoch eine Absage erteilt.

Über die Entwicklung des Infektionsgeschehens in den vergangenen Tagen könne man durchaus froh sein, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Aber es gibt aus heutiger Sicht nicht die Grundlage, um zu sagen, der Tag X ist der Tag, an dem alle Beschränkungen fallen.“

Vor allem die 3G-Regel – also der Zugang zu bestimmten Innenräumen ausschließlich für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete – habe dazu geführt, dass die Infektionszahlen nicht, wie noch vor wenigen Wochen befürchtet, wieder in die Höhe schnellen. Dies sei aber keine Entwicklung, von der aus man sagen könne, jetzt sei es sicher, dass Herbst und Winter gut würden, erklärte der Regierungssprecher.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte am Wochenende die Aufhebung aller Beschränkungen zum 30. Oktober gefordert. „Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. Also brauche es jetzt eine klare Ansage der Politik. „In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day!“, forderte Gassen. Er denke, dass viele Menschen zusätzlich Motivation schöpfen würden, sich impfen zu lassen. Er würde darauf wetten, dass dann die Impfquote bei mindestens 70 Prozent liege.

Für diese Forderung wird der ohnehin umstrittene Chef der Kassenärztlichen Vereinigung nun heftig kritisiert. „Jetzt so zu tun, als sei die Pandemie ein Privatvergnügen und Ungeimpfte letztlich selbst dran schuld, und wir könnten uns jetzt von allen Schutzmaßnahmen verabschieden, das halte ich für zynisch“, kritisierte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen auf NDR Info. Für eine Lockerung der Maßnahmen bräuchte es eine Impfquote bei den über 60-Jährigen von deutlich über 90 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei den impffähigen Personen von über 80 Prozent. Von so hohen Werten ist Deutschland aber noch weit entfernt. Am Montag betrug die Quote der bundesweit vollständig Geimpften gerade einmal rund 63 Prozent.

Auf einen deutlichen Schub hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seiner bundesweiten Impfaktionswoche gehofft. Mehr als 1.500 Initiativen beteiligten sich daran. Doch die Bilanz ist durchwachsen. 500.000 Erstimpfungen gab es, von denen laut Spahn etwa die Hälfte auf die Aktionen zurückgehen. Er äußerte sich besorgt über die nach wie vor große Zahl von Ungeimpften in der älteren Bevölkerung. Von den 24 Millionen Menschen über 60 seien knapp 4 Millionen noch ungeimpft. „Zu viele“, warnte der Minister. Eine Infektion eines Großteils dieser Gruppe würde die Intensivstationen innerhalb weniger Wochen wieder überlasten.

Gute Nachrichten kommen von der Impfstofffront. Das Vakzin von Biontech/Pfizer wirkt laut Hersteller auch bei Kindern zwischen 5 und 11 Jahren. Nach der zweiten Dosis hätten die jungen Probanden genauso viele Antikörper entwickelt wie junge Erwachsene, teilte ein Pfizer-Sprecher mit. Man werde daher beantragen, das Vakzin in den USA und Europa auch für diese Altersgruppe rasch zuzulassen.

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