: Hartz im VW-Skandal unter Druck
Der VW-Personalvorstand muss Kompetenzen an seinen Chef abgeben. Er soll dem Betriebsrat einen Blankoscheck für Reisen in alle Welt ausgestellt haben
HANNOVER taz ■ Die Einschläge kommen näher. VW-Personalvorstand Peter Hartz soll den Autokonzern nicht mehr in „Regierungsangelegenheiten“ vertreten. Ein VW-Sprecher bestätigte gestern einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wonach statt Hartz künftig Konzernchef Bernd Pischetsrieder für die Lobby-Filialen von VW in Berlin und Brüssel zuständig ist. Der Schritt habe nichts mit den Spekulationen um Hartz’ vorzeitigen Rücktritt zu tun und sei bereits seit einem halben Jahr geplant worden.
Natürlich nicht. Immer stärker gerät der geniale Strippenzieher, Kanzlerfreund und Namensgeber der Arbeitsmarktreformen im angeblichen VW-Skandal ins Visier von Justiz, Wirtschaftsprüfern und Medien. Ein Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft deutete gestern an, dass die Ermittlungen über Deutschland hinausreichen könnten. Die Ermittler würden bald Zeugen vernehmen. Auch Peter Hartz wird möglicherweise verhört. Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft das Landeskriminalamt in die Affäre eingeschaltet.
Die Financial Times Deutschland (FTD) schrieb gestern, Hartz habe die klare Anweisung gegeben, dem mächtigen VW-Betriebsrat für Dienstreisen ein Budget zur Verfügung zu stellen, dessen Verwendung nicht kontrolliert werden müsse. An VW-Kassenprüfern sei der Blankoscheck in unbekannter Höhe vorbeigegangen, zitiert die FTD einen „mit dem Vorgang befassten Manager“.
Laut weiteren Berichten soll es bei den Vergünstigungen um Millionenbeträge gehen. VW soll den Betriebsrat mit „Lustreisen“ nach Übersee gekauft haben. Dem inzwischen zurückgetretenen Betriebsratschef Klaus Volkert wird nachgesagt, eine mit ihm verbandelte Brasilianerin habe hohe Summen von VW kassiert.
Der Anwalt eines der Beschuldigten, der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, sagte, sein Mandant Klaus-Joachim G. habe ausschließlich auf Anweisung von Personalvorstand Peter Hartz und dessen Mitarbeitern gehandelt. Laut Kubicki war sein Mandant G. für die Organisation von weltweiten Reisen der Betriebsräte zuständig und hatte sich „um deren Wohl zu kümmern“. KAI SCHÖNEBERG