: Sponsoren für Sportler im Exil
Spielgeld (13)Der Hamburger SV will die Top-Sprinter Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah halten, obwohl sie in den Süden gezogen sind. Dafür braucht es Geld
Von Hagen Gersie
Der Hamburger Sport-Verein (HSV) könnte zwei seiner Top-Sprinter verlieren. Die beiden Kurzstreckensprinter Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah sind zwei der besten jungen Läufer in Deutschland. Weil ihr Trainer Sebastian Bayer, ein ehemaliger Weltklasse-Weitspringer, zum neuen Bundestrainer „Hürden“ wurde und an den Bundesstützpunkt Mannheim zog, folgten die beiden ihm dorthin.
Trotz des Wegzugs aus Hamburg will der HSV die beiden Top-Talente, die trotz gleichem Namen nicht miteinander verwandt sind, im Verein halten. Das ist jedoch kostspielig. Aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen in den letzten beiden Jahren sei der „Marktwert“ der beiden stark gestiegen, sagt Tobias Lietz, Teamleiter Spitzensport beim HSV. Da Spitzensportler:innen von ihren Vereinen bezahlt würden, stiegen für den HSV daher die Kosten, sagt Lietz.
Ansah holte bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften den 1. Platz über 200 Meter und Ansah-Peprah holte Silber über die 100 Meter. Als Belohnung ihrer starken Leistungen waren sie Teil der 4x100-Meter-Staffel, die den sechsten Platz bei den Olympischen Spielen holte.
Christoph Breuer, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, der regelmäßig die finanzielle Situation von Spitzensportler:innen jenseits vom Profifußball untersucht, erklärt, dass solche Top-Athlet:innen „finanziell betrachtet quasi Selbständigen gleichen“: Ihr Einkommen beruhe auf mehreren Säulen, von denen eine die Bezahlung durch den Verein sei. Im Normalfall, also für Sportler:innen, die in der deutschen Spitze unterwegs sind, entspräche das zwar keiner vollen Stelle, aber immerhin einem Betrag im „niedrigen fünfstelligen Bereich“, sagt Breuer.
Weiterhin würde er nicht von einem Marktwert bei Leichtathlet:innen sprechen: „Anders als im Fußball gibt es nicht unzählige Vereine, die sich um einzelne Athleten streiten. So entsteht auch kein Markt.“ Auch gebe es kaum individuelle Sponsorengelder in dieser Sparte, da die Sichtbarkeit der Athlet:innen nicht groß genug sei. Die Sponsorengelder kämen vornehmlich über die Vereinssponsoren zustande.
Breuer sagt, es geschehe eher selten, dass Sportler:innen trotz Umzugs weiterhin für den alten Verein aufliefen. Für die großen Vereine sei es aber wichtig, möglichst viele erfolgreiche Einzelathlet:innen zu haben, um so Prestige im Vergleich zu anderen Vereinen zu gewinnen. Auch ginge es häufig darum, „Reputation in der Region aufzubauen“, sagt Breuer.
„Die Jungs tragen die Raute im Herzen“, sagt Lietz in Referenz auf das rautenförmige Wappen des HSV. Im Verein hätten sie sich in den letzten Jahren „super entwickelt“: „Sie sind hier zu denen geworden, die sie jetzt sind.“ Das sind jedoch nicht die einzigen Motive, die beiden zu halten. Lietz erzählt, der Verein habe viel getan und Strukturen geschaffen, um im Spitzensport vorne dabei zu sein. Ansah und Ansah-Peprah seien entsprechend nun mal „Aushängeschilder der Leichtathletik im HSV“.
Und mit 20 und 21 Jahren ist ihre Entwicklung auch noch nicht abgeschlossen. Lietz möchte sie gerne langfristig im Verein halten, mindestens jedoch bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Paris 2024. Über die Höhe der Geldsumme möchte er nicht sprechen. Um diese aufbringen zu können, braucht es Sponsoren, die Lietz und der Verein gerade suchen. Ob das funktioniert, will Lietz ebenfalls nicht sagen.
Ansah und Ansah-Peprah scheinen sich in jedem Fall eine neue Finanzierungssäule zu erschließen. Gerade durchlaufen sie die Grundausbildung bei der Bundeswehr und planen im Anschluss Sportsoldaten zu werden.
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