: Die nackte Angst
Von Peter Grohmann↓
Die Erde scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln, schrieb mir mein Freund in Rom. Ursache sei auch der Rhythmus des Konsums und der Verschwendung – die Umwelt hat sich radikal verändert und die Kapazitäten des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in der Katastrophe enden kann, meinte er.
Nun schleicht die nackte Angst durch Deutschland. Nicht nur die lange gepamperten Warlords der Parteien fürchten um ihre Privilegien, wenn die Klimafreunde am 26. September die Macht übernehmen. Autobauer, Laternenanzünder und das gesamte Kabinenpersonal der Kreuzfahrtschiffe haben Schiss vor Stütze, Obdachlosigkeit und Essen auf Rädern. Die Reutlinger Tafelläden etwa geben vergammeltes Filderkraut nur noch an Vermummte aus, und selbst in Vaihingen fürchten Kapitäne der Boing 747-400, von ihren Sparringspartnern beim Essenanstehen erkannt zu werden. Von Olaf Scholz ist zu hören, dass kostenloses Essen auf Hartz IV angerechnet werden kann, während sich Christian Lindner aus Wermelskirchen nur für eine Mietpreisbremse als Außenminister erwärmen ließe.
So hat in diesen Tagen jeder seine Sorgen – der eine wegen der Nebenwirkungen von Fußpilzsalben (Kopfschmerzen, Schwindel), andere wegen einer angeborenen Lese- und Rechtschreibschwäche: Letztere kommen als unerkannte AsylbewerberInnen aus Afrika oder Asien, Opfer des Klimawandels. Die gewinnexplodierende Arzneimittelindustrie pfeift auf solche Kundschaft – die Beipackzettel sind in vornehmem Amtsdeutsch gehalten und nicht mal von hundertprozentigen Bio-Deutschen zu verstehen, um wie viel weniger also für die da …
Wenn die Politik wirklich den Menschen dienen soll, darf sie nie Sklave der Wirtschaft und der Finanzwelt sein, so unser Obenbleiber Papst Franziskus in einem Grußwort zum großen Klimastreik am 24. September. Vorab gibt es ab sofort bei den Stuttgarter Demos gegen das kapitale Großprojekt einen Infostand: Gegen eine geringe Gebühr entfernt man dort im Handumdrehen ungläubigen CoronagegnerInnen die implantierten Chips von Bill Gates – rezeptfrei!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator von Bürgerprojekten.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen