NEOPHYTISCHE GEFAHR
: Ausländer raus

Ick sag dir’s ja immer wieder, die Ausländer, die bringen nur Ärger

Abends in der U-Bahn. Zwei Typen sitzen mir gegenüber. Sie sind so um die dreißig, breitschultrig, muskulös, verstaubt und tätowiert. Sie trinken Bier – wahrscheinlich zwei Bauarbeiter. Der eine liest in der B.Z. und sagt dann zu seinem Kumpel: „Jetzt hör dir dit mal an. Die Ambrosia-Pflanze breitet sich in Berlin aus, und der ihre Pollen lösen Allergien und sogar Asthma aus. Ursprünglich stammt se aus Amerika. Ick sag dir’s ja immer wieder, die Ausländer, die bringen nur Ärger.“

Im Internet habe ich recherchiert, dass von den etwa 1.400 wilden Pflanzen, die gegenwärtig in Berlin wachsen, 262 Einwanderer sind. Die Neophyten – das ist ihr Fachbegriff, sind auf verschlungenen Wegen in die Hauptstadt gelangt. Einige sind als blinde Passagiere mit Dampfschiffen, der Eisenbahn oder den Flugzeugen gekommen. Und wieder andere haben sich heimlich mit dem Wind illegal in unserer wunderschönen Stadt niedergelassen. In dem Artikel, den ich gelesen habe, steht auch, dass kein Grund zur Panik bestehe – denn nur etwas mehr als eine Handvoll der Neubürger mache wirklich Probleme.

Aber das reicht ja wohl! Weg also mit dem südafrikanischen Greiskraut, der kanadischen Goldrute und dem südosteuropäischen Flieder! Und erst die Bäume: Raus mit der griechischen Kastanie, der nordamerikanischen Robinie, dem italienischen Ahorn, der sibirischen Fichte und dem chinesischen Götterbaum!

Pflanzen und Bäume mit Migrationshintergrund müssen ausgewiesen oder vernichtet werden. Sie nehmen unserer einheimischen Pflanzenwelt den Platz weg, lösen Allergien, Hautschäden oder Asthma aus und verdrängen, da sie oft keine natürlichen Fressfeinde haben, unsere Berliner Eigengewächse. Ich fordere hiermit die Auslöschung aller fremdartigen Blumen und Bäume in unserer bezaubernden kleinen Weltstadt! ALEM GRABOVAC