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Corona? Hier gibt’s Cholera und Ebola

In mehreren Ländern Westafrikas erleben tödliche Tropenseuchen eine beängstigende Renaissance

Von Katrin Gänsler, Cotonou

Allein in Nigeria sind seit Jahresbeginn 1.172 Menschen an Cholera gestorben, hat das Zentrum für Seuchenkontrolle (NCDC) in Nigerias Hauptstadt Abuja Anfang der Woche bekannt gegeben. 37.819 Personen haben sich bisher infiziert. Besonders betroffen ist der Norden des 200 Millionen Einwohner zählenden Landes. Im Bundesstaat Bauchi wurden in den vergangenen zwei Wochen 773 Fälle von insgesamt 1.956 Neuinfektionen verzeichnet; so viele wie nirgendwo anders im Land. Mittlerweile tritt die Krankheit in 23 der 36 Bundesstaaten auf. Es ist Nigerias schwerster Cholera-Ausbruch seit Jahren.

Um ihn einzudämmen, haben Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit örtlichen Gesundheitsbehörden bis Ende Juli in Bauchi mehr als 700.000 Menschen geimpft. Nun startet ein weiterer Zyklus für die Zweitimpfung. Laut einer Untersuchung der US-Entwicklungsbehörde USAID hatten 2016 in Bauchi 40 Prozent der Krankenstationen kein fließendes Wasser oder Zugang zu Wasser von außerhalb. Zudem seien vor allem im ländlichen Bereich die meisten Strukturen baufällig und unterbesetzt.

Cholera ist eine bakterielle Durchfallerkrankung und wird über den Kot, über kontaminierte Lebensmittel und Getränke sowie eine unhygienische Umgebung übertragen. Vor allem im Norden Nigerias mangelt es den meisten Menschen am Zugang zu sauberem Wasser. Müllabfuhren gibt es selten. Auch fehlen Toiletten. 47 Millionen Ni­ge­ria­ne­r*in­nen verrichten ihre Notdurft im Freien.

Nigeria ist in Westafrika nicht das einzige betroffene Land. Vor einem Anstieg der Cholerafälle im Nachbarland Niger hat am Dienstag die Hilfsorganisation Care International gewarnt. Grund seien die schweren Regenfälle der aktuellen Regenzeit, die noch einige Wochen andauern werden. „Wir befürchten das Schlimmste und eine Zunahme an Cholerafällen“, so Landesdirektor Yawo Douvon. Laut Gesundheitsministerium sind mittlerweile sechs Regionen betroffen. 16 infizierte Menschen sind bisher gestorben.

Die Elfenbeinküste hat indes ihren zweiten Ebola-Fall verzeichnet. Die erste Patientin, eine 18-Jährige, war am 11. August in einem Bus aus dem Nachbarland Guinea in die Wirtschaftsmetropole Abidjan gereist und hatte dort Fieber bekommen. Nach WHO-Angaben soll dieser Fall nicht mit einem Ebola-Ausbruch in Guinea in Verbindung stehen, der Ende Juni für beendet erklärt wurde – der erste seit Jahren. 12 Menschen waren dort gestorben. In derselben Region Guineas wurde Anfang August auch eine tödliche Erkrankung mit dem Marburg-Virus festgestellt – eine Ebola-ähnliche Erkrankung, gegen die es weder Impfstoff noch Behandlung gibt. Die Behörden verfolgen inzwischen 172 Kontaktpersonen des Mannes, an dem das Virus nach seinem Fiebertod gefunden wurde, und hoffen, dass daraus keine ­Epidemie wird.

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