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Tanz’die Pandemie

Tanz und Filme über Tanz – und Filme darüber, wie es war, so lange nicht zusammen tanzen zu können: Morgen beginnt in Hamburg „Tanzahoi“, das „International Dance & Dance Film Festival“

Choreografische Arbeiten waren seit dem frühen vergangenen Jahr größtenteils nur digital möglich

Von Wilfried Hippen

Ein Klumpen menschlichen Fleischs schwebt in einer tropischen Landschaft. Heraus wachsen zwei symmetrische Arme, in diese schmiegen sich zwei weitere und darüber erscheint ein Paar schwarzer Zöpfe. Oder: Zwei ruhende Gestalten an einem monochromen, im Zeitraffer vorbeifließenden Fluss wechseln sich ab mit Tänzerinnen, die sich im Dunkeln bewegen und immer wieder von Blitzlicht beleuchtet werden.

Symmetrische Spiegelung also und der Flacker-Effekt des Stroboskops: Im Tanzfilm werden einige ziemlich alte Tricks des Experimentalkinos wiederentdeckt. So scheint es zumindest, wenn man sich die beiden kurzen Filme ansieht, die die italienische Tanzgruppe Novissimo Bestiario und der griechische Filmemacher Dimitris Barnias auf Youtube hochgeladen haben – als Appetitanreger für das Tanzfilmfestival „Tanz­ahoi“, das dieser Tage in Hamburg ansteht.

Der Tanzfilm ist keine populäre Gattung und man findet ihn nur selten auf Filmfestivals. Ebenso gibt es nur wenige Festivals, die sich auf das Genre spezialisiert haben: Eines davon ist eben dieses ausdrücklich international gedachte Festival für Tanz selbst – und den dazugehörigen Film. Am morgigen Freitag eröffnet das örtliche kommunale Kino Metropolis ein drei Tage umfassendes Filmprogramm: In neun Programmblöcken laufen dort insgesamt 24 Filme, zwischen 3 und 25 Minuten lang, sowie als Stream drei Performances.

Der Programmschwerpunkt „Take Part in Another World“ ist dabei dem Thema „Körper und Bild unter der Pandemie“ gewidmet: Choreografische Arbeiten waren seit dem frühen vergangenen Jahr größtenteils nur digital möglich – wie haben die Tän­ze­r*in­nen diese Herausforderung bewältigt? Gezeigt werden unter anderem Arbeiten aus dem Libanon, Mosambik, Mexiko und Hongkong.

Eröffnet wird das Festival mit fünf Filmen, die das Publikum bei der rein digitalen „Tanzahoi“-Ausgabe 2020 prämiert hatte. Alles im Metropolis Gezeigte wird parallel auch gestreamt, jeden Abend gibt es ein Publikumsgespräch. Weitere Tanzfilme sind dann am 10. und 11. September im Kraftwerk Bille zu sehen; dort gibt es dann aber auch eine Tanzperformance ganz ohne Leinwand.

„Fringe Market“ schließlich ist ein Tanzfilmarchiv, in dem Künstler*innen ihre Arbeiten zeigen können. Das Projekt präsentiert sich zwischen dem 6. und 9. September online.

„Tanzahoi“: 3.–11. 9., Hamburg, div. Orte, sowie online auf www.tanzahoi.org

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