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das portraitWie IOC-Vize John Coates in Tokio aneckt

IOC-Vizepräsident John Coates, 71, hat sich im Anschluss an die Vergabe der Olympischen Spiele 2032 nach Brisbane den Zorn einiger Australier zugezogen. Coates wies seine Landsfrau Annastacia Palaszczuk, Premierministerin des australischen Bundesstaates Queensland, in dem in elf Jahren die Sommerspiele stattfinden, öffentlich und brüsk zurecht. Nach seinem herablassenden Auftritt gegenüber der angesehenen Politikerin wurde Coates eine Form von Chauvinismus, sogenanntes Mansplaining, vorgeworfen.

„Du gehst zur Eröffnungsfeier“, blaffte der Chef des Nationalen Olympischen Komitees Australiens (AOC) die neben ihm sitzende Annastacia Pa­laszczuk an, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Arme verschränkte.

„Ist das klar!?“

„Ich bin immer noch Vorsitzender der Bewerbung, und soweit ich weiß, wird es auch 2032 eine Eröffnungs- und eine Schlussfeier geben, und sie alle werden hier hinkommen, um die Tradition dieser Zeremonie zu verstehen“, sagte John Coates scharf: „Also bleibt ihr nicht daheim und versteckt euch in euren Zimmern. Ist das klar!?“

Palaszczuk, 51, die den Besuch der Eröffnungsfeier der Spiele in Tokio am Freitag nicht geplant hatte, verfolgte Coates’Monolog zunächst, ohne etwas zu erwidern, er war ihr sichtlich unangenehm. Später sagte sie, „ich möchte niemanden beleidigen, also …“, ehe sie die Pressekonferenz abbrach. Coates reagierte am Donnerstag mit einem Statement. Seine Kommentare seien „von Menschen, die nicht im Raum waren, vollkommen fehlinterpretiert“ worden, erklärte er und verwies auf eine „lange bestehende und sehr erfolgreiche Verbindung“ zu ­Palaszczuk. Sie beide würden „den Gedanken hinter meinen Äußerungen verstehen“.

„Er ist ein Dinosaurier“

John Coates’überheblicher Auftritt schaffte es in die Morgennews des australischen Senders ABC und sorgte von da an im Internet für großes Aufsehen. „John Coates sollte nach seiner Rückkehr zurücktreten“, schrieb der unabhängige Senator Rex Patrick bei Twitter: „Er ist sozial und politisch ein Dinosaurier, der viel zu lange in der exklusiven, selbstbezogenen olympischen Blase gelebt hat.“

Leigh Russell, frühere Chefin des australischen Schwimmverbandes, nannte Coates’Verhalten „abstoßend“, Darren Chester, Mitglied des Repräsentantenhauses, bezeichnete den Auftritt als „respektlos“ und „arrogant“. Anastacia Palaszczuk spielte den Vorfall bei ABC herunter und lobte Coates als „fantastisch“ und „treibende Kraft“ hinter der erfolgreichen Bewerbung Brisbanes. Das australische NOK äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. (dpa, taz)

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