: Die Hölle unterm Dom
Kölner sind die schlausten Deutschen der Welt
Mit einem sardonischen Lachen goutierte die Wahrheit gestern die Pressemitteilung des Jahrhunderts. Die hatte eine hochseriöse Firma namens „fabulabs“, die mehrere schwer vertrauenswürdige Onlineportale betreibt, in die Welt gesetzt: „Köln ist die schlauste Stadt Deutschlands.“
Unser Gelächter schwoll diabolisch an, als wir weiterlasen, dass „ein aktueller bundesweiter IQ-Test unter 3.000.000 Deutschen“ ergeben habe: „In keiner anderen deutschen Stadt sind die Menschen so schlau wie in Köln.“ Köln?! Ausgerechnet Köln?! Dieser sich als Millionenmetropole gerierende Provinzflecken, der von Parfüm- und Schokoladenfabrikanten, WDR- und RTL-Fuzzis, mittelmäßigen Fußballspielern und breihirnigen Mundartrockmusikern, betrügerischen Lokalpolitikern und katholischen Schranzen, ja sogar von einem mit sexueller Gewalt nur allzu gut vertrautem Kardinalshut regiert wird?
Der Teufel selbst schüttelte uns wiehernde Freunde des gepflegten Humors kräftig durch. Köln! Wo der von deformierten Sprechwerkzeugen erzeugte Satz „Ne, wat ene fiese Möp“ ein Lob darstellt und alles Schlechte entschuldigt, selbst den Verhinderungs- und Zermürbungsfußball des angehimmelten, heimischen „EffZee“.
Wo die „fünfte Jahreszeit“ gefeiert wird, jenes kalte Fest „Karneval“, bei dem provinzielle Narzisse mit vor Schmutz starrenden schwarzen Füßen schunkelnd „Lieder“ genannte Grölhymnen zum Besten geben, um nicht nur Menschen, sondern sogar Tiere zu terrorisieren: „Eene Besuch im Zoo, oh oh oh oh …“
Wo das Stadtgedächtnis öffentlich untertunnelt und zum Einsturz gebracht wird, was die Kölner allerdings gelassen zur Kenntnis nehmen, weil ein Gehirn, das für Erinnerungen oder Zukunftsvorstellungen zuständig wäre, sowieso in dem Dreigestirn von Dom, Rhein und Hauptbahnhof gar nicht notwendig ist. Lieber wird das Stadtmotto zum hunderttausendsten Mal in die Luft geblasen: „Et hätt noch immer jot jejange.“
Ja, die Kölner sind wahrlich die IQ-Weltmeister des gesamten Universums, bestätigten wir feixend und giggelnd und prustend. Genau so ist es in der fabulösen Hölle mit Namen „Colonia Agrippina“.
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