das wetter:
Glückskraut
Isi Eisenbrecher setzte seinen breitkrempigen Hut auf, griff sich den neuen Stecher und trat in den sonnigen Garten hinaus. Heute würde er den Jäter des verlorenen Unkrauts geben. Der Giersch sollte am besten seine Wurzeln in die Hände nehmen. Obwohl, dachte Isi, der Giersch hat ja gar keine Wurzeln, sondern Rhizome. Egal. Mit Feldherrnblick betrachtete er die krautige Lage. Rupfen war gestern, erklärte Isi den versammelten Pflanzen, jetzt kommt Stechen. Triumphierend schwenkte er seine Neuerwerbung und wollte gerade zur Tat schreiten, als er an der wackligen Stufe das Gleichgewicht verlor. Ein Maulwurf hatte von unten ganze Arbeit geleistet. Isi fiel, und während er noch dachte, der Holzgriff des Unkrautstechers liegt gut in der Hand, landete er auch schon auf der Doppelspitze, die sich tief in seine Brust bohrte. Da hat das Unkraut aber noch mal Glück gehabt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen