: Kinder lassen Online-Beschwerdestellen links liegen
RISKANTES NETZ Pornografie, Magersucht, Hass: Nur 8 Prozent der Kinder melden Verstöße. Jugendliche sind nicht ausreichend kompetent für soziale Medien
HAMBURG dpa | Spezielle Online-Beschwerdestellen für Kinder und Jugendliche werden bislang kaum genutzt. In Deutschland nutzen sie nur 8 Prozent der 9- bis 16-Jährigen, die im Internet Belastendes erlebt haben, um sich zu beschweren. In Europa sind es immerhin 13 Prozent. Das teilte das Hans-Bredow-Institut in Hamburg mit, das zum Netzwerk „EU-Kids Online“ gehört.
„Wenn sich Kinder im Internet verletzt fühlen, müssen sie die Möglichkeit haben, sich zu beschweren oder Hilfe zu suchen“, sagt Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts. Online-Meldesysteme könnten dabei helfen. Links zu entsprechenden Beschwerdestellen fänden sich beispielsweise auf der Website www.klicksafe.de.
25.000 Kinder zwischen 9 und 16 Jahren wurden für die Studie befragt. 14 Prozent der Befragten haben schon pornografische Seiten besucht. Hass-Websites wurden von 12 Prozent der 11- bis 16-Jährigen angesurft. Jedes fünfte Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren war bereits mit Magersuchtforen konfrontiert.
Defizite sieht die Studie auch in der Social-Media-Kompetenz der Jugendlichen: Rund ein Viertel der 9- bis 16-Jährigen, die ein Profil in einem Sozialen Netzwerk wie SchülerVZ oder Facebook haben, macht die dort hinterlegten Informationen öffentlich zugänglich. Das Wissen, wie man die Privatsphäre-Einstellungen ändern kann, fehle in dieser Gruppe besonders häufig.
Ausschlaggebend für die Internetnutzung ist laut Studie die Onlinekompetenz der Eltern. So nutzt nur ein Drittel der Eltern technische Filter oder Jugendschutzprogramme, in Deutschland ist es nur ein Viertel.
Anlass der Studie ist ein Treffen zum Jugendschutz im Internet in Brüssel. Neben Meldesystemen für Kinder und Software-Hilfen für die Eltern werden dabei auch kindergerechte Klassifikationssysteme für Webinhalte diskutiert.