: Spiel, Satz und Sieg für die Hedgefonds
Die deutsche Börse ruft Wunschkandidaten der britischen Anleger in den Aufsichtsrat. Darunter: CDU-Politiker Merz
FRANKFURT/M. taz ■ Die Bosse der angelsächsischen Hedgefonds, die sich in die Deutsche Börse AG eingekauft haben, gehen als Sieger aus dem Machtkampf mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des prosperierenden Unternehmens hervor. Seit gestern sitzen ihre Vertreter neu im Aufsichtsrat. Es sind der CDU-Politiker Friedrich Merz, der Exinvestmentbanker Kurt Viermetz, der ehemalige Goldman-Sachs-Manager Richard Hayden und der frühere WestLB-Vorstand Gerhard Roggemann. Die vier wurden am Dienstag vom Amtsgericht in Frankfurt am Main auf Antrag des „alten“ Aufsichtsrates bestellt.
Damit ist die „Eroberung der Zitadelle“ Deutsche Börse AG durch britische- und US-amerikanische Fondsgesellschaften vorläufig abgeschlossen. Ein Nachfolger für den auf Druck der neuen Anteilseigner zurückgetretenen Börsenchef Werner Seifert, der im Mai mit einem „goldenen Handschlag“ in Höhe von wenigstens 10 Millionen Euro verabschiedet worden war, ist allerdings noch nicht gefunden. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Börse AG, Rolf E. Breuer, der selbst seinen Rücktritt avisierte, kündigte aber an, „schon bald“ einen „Überraschungskandidaten“ für den vakanten Vorstandsvorsitz präsentieren zu wollen.
Mit seinem Rücktrittsversprechen hatte Breuer den Weg für die Anpassung der personellen Strukturen im Aufsichtrat an die Mehrheitsverhältnisse bei den Anteilseignern freigemacht. Merz war der Wunschkandidat des britischen Hedgefonds TCI. Dessen Boss Christopher Hohn führte die Revolte gegen das bisherige Establishment der Börse an. Für diese Position qualifiziert hat sich Merz wohl als Anwalt der international tätigen US-Großkanzlei Mayer, Brown, Rowe & Maw LLP. Sie ist auch in Berlin ansässig und berät unter anderem TCI.
Der zweite Neuling, Richard Hayden, vertritt den britischen Hedgefonds GSC Partner Europe. Gerhard Roggeman ist bei der Unternehmensberatungsgesellschaft Hawkpoint Partners. Der erfahrene Topmanager Kurt Viermetz, obwohl kein Brite, soll dem abgangswilligen Breuer auf dem Chefsessel im Aufsichtsrat folgen. Derzeit ist der gelernte Banker Vorsitzender des Aufsichtsrats der international agierenden Immobilienfinanzierungsgesellschaft Hypo Real Estate.
Mit der Neubesetzung des Aufsichtsrats ist der Monate dauernde Börsenkrach offenbar beigelegt. Der war eskaliert, nachdem die Hedgefonds die geplante Fusion der Deutschen Börse AG mit der London Stock Exchange (LSE) verhindert hatten. Breuer legte Wert auf die Feststellung, dass er sich bei der Auswahl der neuen Aufsichtsräte mit Christopher Hohn (TCI) „eng abgestimmt“ habe. Es würde inzwischen ein „gutes, sachliches Arbeitsverhältnis“ geben.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT