: Ein Angebot für alle, denendas ganze Kunstzeug schon lange stinkt
Zu zehnt widmen sich Bremens Institutionen der Gegenwartskunst mit dem Ausstellungsprojekt „Smell it!“ dem Olfaktorischen
Dem Thema Geruch widmen sich zehn Bremer Institutionen der Gegenwartskunst. Das sowohl inhaltlich als auch organisatorisch einzigartige Gemeinschaftsprojekt trägt den Titel „Smell it!“. Spätestens durch Corona-Schutzmasken als Barriere zwischen Nase und Außenwelt werde bewusst gemacht, „dass der Geruchssinn eine entscheidende Rolle in unserem Leben spielt“, sagte am Mittwoch Projektkoordinatorin Saskia Benthack.
Der Geruchssinn sei „der ursprünglichste aller Sinne“. Er wirke direkt aufs limbische System des Gehirns, so Benthack weiter. Trotzdem sei er in der Bildenden Kunst lange Zeit komplett marginalisiert gewesen, bilanzierte Kurator Ingmar Lähnemann aus der Städtischen Galerie Bremen. Doch das habe sich in jüngerer Zeit geändert mit dem Genre der Geruchskunst, der Olfactory Art.
„Smell it!“ will Benthack zufolge Einblicke in diese Kunstrichtung geben und auf die Vielfalt des Geruchs in einer bisher nahezu geruchlosen Ausstellungswelt hinweisen: Bis Ende Juli laufen zehn Ausstellungen, eine wissenschaftliche Vortragsreihe und Aktionen im Bremer Stadtraum. Beteiligt seien internationale Pioniere der Geruchskunst. „Smell it!“ gebe dieser unterrepräsentierten Sparte eine internationale Plattform, um das Publikum „olfaktorisch wachzurütteln“, sagte Benthack.
So zeigt die Kunsthalle Bremen unter anderem eine Installation des kolumbianischen Geruchskünstlers Oswaldo Maciá. Die Bremerin Kornelia Hoffmann bespielt das Gerhard-Marcks-Haus mit einer Baumwurzel-Installation, der durch Moose, Flechten und Pilze der „Duft der Erde“ entströme. Im Paula Modersohn-Becker Museum setzt ein begehbares Feld aus Samen der oberbayerischen Künstlerin Camilla Nicklaus-Maurer beim Betreten einen leicht karottig-nussigen Duft frei.
Das Bremer Kindermuseum hat in der Stadt kleine Pavillons als mobile Dufthäuser aufgestellt. Weitere Beispiele: Im Bremerhavener Kunstverein setzt sich die Kölnerin Stefanie Glauber mit kulturell verankerten Zuschreibungen von Gerüchen aufgrund von Kategorien wie Geschlecht, Herkunft, Alter oder sozialer Klasse auseinander. Bei der Bremerin Effrosyni Kontogeorgou geht es in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst um Schweiß, Körper und Arbeit. (epd/taz)
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