: Fass meine Elbe nicht an
Betr.: „Auf dem Trockenen“, taz nord, 5. Juli
Der Beitrag über die Elbe enthält zumindest eine wahre Aussage: Die Elbe müsste mindestens 2,30 m tief sein für einen wirtschaftlichen Güterverkehr. Die Elbe war schon immer ein natürlicher Niedrigwasserfluss. Wassertiefen von einem Meter sind deshalb keineswegs ungewöhnlich. Nicht nur in Niedersachsen führte die Elbe in den letzten Wochen Niedrigwasser. Auch in Böhmen, Sachsen und Sachsen-Anhalt fahren keine Güterschiffe mehr. Die Absicht des zitierten Experten ist klar: Er nutzt die Situation des Niedrigwassers, um den Elbausbau wieder salonfähig zu machen. Er vergisst aber zu sagen, dass der Ausbau der Flüsse zu „leistungsfähigen Wasserstraßen“ nicht zu der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Wasserstraße geführt hat, obwohl Jahr für Jahr über 600 Millionen Euro Steuergelder mit dieser Zielstellung ausgegeben werden. Seit 40 Jahren stagniert der Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen!
Die Kanalisierung unserer Flüsse hat bisher nichts gebracht, vom gestiegenen Hochwasserrisiko abgesehen. Auch volkswirtschaftlich wäre ein weiterer Ausbau der Elbe nicht sinnvoll. Parallel zur Elbe verläuft eine Bahntrasse bis nach Tschechien. Hier rollt der Verkehr wirklich, auch die Container von Hamburg nach Prag – und das über Nacht, während das Schiff eine Woche unterwegs sein würde.
Die Probleme Niedrigwasser, Hochwasser und Eisgang kennt die Bahn nicht und ist deshalb viel verlässlicher. Das ist der Grund, warum die Elbe kaum noch als Güterverkehrsweg genutzt wird. Das Verkippen von Schottersteinen in den Sandstrom Elbe – als „Sanierung“ bezeichnet – wird an dieser Entwicklung nichts ändern. Allerdings wird damit die Elbe zugrunde gerichtet.
ERNST PAUL DÖRFLER, BUND-Elbeprojekt