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meinungsstark

Spirale der weltweiten Aufrüstung

„Sipri-Rüstungsbericht: Aufrüstung als Sicherheitsrisiko“, taz vom 27. 4. 21

2020 erreichten die weltweiten Militärausgaben die schockierende Höhe von nahezu 2.000 Milliarden Dollar. Allen voran die USA mit allein 39 Prozent (778 Milliarden Dollar) der globalen Rüstungsausgaben. Deutschland ist mit einem rasant erweitertem Militärhaushalt von circa 46 auf 53 Milliarden Dollar dabei. Im globalen Aufrüstungskonzert stehen Russland und China als vom Westen auserkorene Bösewichte, die den eigentlichen Grund für den propagandistisch beschworenen Zwang zum westlichen Hochrüstungskurs darstellen sollen, mit jeweils 61 beziehungsweise 252 Milliarden Dollar im Aufrüstungsbuch.

Diese Seite der Politik ist auch in Hinsicht auf die sich zuspitzenden Herausforderungen des Klimawandels höchst alarmierend. Die im Zeichen der waffentechnischen Entwicklungen immer weiter auf algorithmisch automatisierten Befehlsketten basierende Hochrüstung birgt die zunehmende Gefahr eines ungewollten, von Fehldeutungen verursachten Kriegsausbruchs in sich. Was könnte passieren, wenn ein Großmächtekrieg ausgelöst wird? Zunächst würde dieser kontinentale oder gar globale Großkonflikt vermutlich mit konventionellen Waffen ausgetragen werden. Russland könnte allerdings in einer letztlich existenziell kritischen Lage auf den Einsatz von Kernwaffen zurückgreifen, da es auf diesem einzigen Feld über eine militärische Parität mit den USA und den anderen westlichen Atommächten verfügt.

In einem vor etwa drei Jahren gegebenen Interview des russischen Präsidenten mit dem US-Filmregisseur Oliver Stone deutete sich diese Konstellation indirekt, aber doch recht unmissverständlich in der rhetorischen Frage Putins an: Wozu sollte unser Planet Erde eigentlich ohne Russland existieren?

Ein großer Krieg würde alle Fragen des Klimawandels hinfällig machen. Die Konsequenz für unser Denken und Handeln: Die Klimaziele sind nur mit umfassender Abrüstung und zuverlässigem Frieden erreichbar!

Gregor Putensen, Greifswald

Demografische „Zeitbomben“?

„Chinas Bevölkerung wird bald schrumpfen“, taz vom 12. 5. 21

Recht häufig traue ich meinen Augen nicht, was ich manchmal in der taz lesen muss. Chinas Bevölkerung „wird bald schrumpfen“ – und das wird als „demografische Zeitbombe“ beschrieben: „ein Bevölkerungsrückgang droht“. Indien auf der Überholspur […], was viele in Indien mit Stolz erfüllt.“ Weil dann das Arbeitskräftereservoir für Industrie und Dienstleistungen steigt, wenn die Landwirtschaft reformiert und damit effizienter wird. Doch seit Monaten wehren sich indische Bauern gegen wirtschaftsliberale Reformen!

Man sollte sich die Folgen der Grünen Revolution mal anschauen: Gentechnik plus dem dazugehörigen Gift, die Abhängigkeit von Saatgut und Patenten, alles abhängig von Importen aus dem Ausland, ungeheuer viele Selbstmorde bei den Bauern wegen der Schuldenfalle, in die sie durch falsche Versprechungen geraten sind.

Ich habe einen eigenen Eindruck, wie schlimm sich die Situation in Indien aus umweltfreundlicher Sicht in den letzten 30 Jahren von Mitte der 80er an entwickelt hat, dem Zeitraum der Verdoppelung der Einwohnerzahl in Indien. Das ist die beziehungsweise eine demografische Bombe!

Meiner Meinung nach hängen die vielen Umweltprobleme und Katastrophen schlicht und einfach hauptsächlich mit der Überbevölkerung auf unserem Planeten zusammen (und dazu gehört auch Deutschland). Ressourcenverbrauch, Verschmutzung von Wasser und Böden, Vernichtung von Regenwald … All dies wäre leichter ins Positive zu verändern, wenn wir nicht wachsen, sondern schrumpfen würden.

In diesem Sinne vermisse ich in diesem Artikel jegliche kritische Betrachtung, auch auf der Ebene der Verteilung von Arm und Reich. Als gäbe es nur die Möglichkeit, dass die jungen Leute die alten Menschen versorgen und mit dieser Begründung die Bevölkerung ins Unendliche wachsen müsste! Es gibt genug Reichtum zu verteilen – wenn es denn gewollt wäre. Monika Dern, Grünberg

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